Die Liebe und eine klare Flüssigkeit

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In der Vorlesung funkt es zwischen Motti Wolkenbruch und dem nichtjüdischen Mädchen Laura (Quelle: nzzas.ch, aus dem Film „Wolkenbruch“)

Der Kellner schenkt dem jungen Paar am Tisch eine klare Flüssigkeit in die Gläser. „Das ist nämlich mein Lieblingsgetränk“, lächelt die süsse, mit allen Wassern gewaschene Laura. „Meines auch“, sagt Motti. Aber es ist klar, dass er flunkert. Er will ihr nur Eindruck machen. Das Getränk ist ihm völlig fremd, und er verschluckt sich fast an den Eiswürfeln im Glas. Leider habe ich nicht verstanden, um was für ein Getränk es sich handelt. Ist halt so. Die Schwerhörigkeit. Dem Aussehen nach könnte es Mineralwasser aus einer trendigen Flasche sein. Aber wahrscheinlich ist es etwas Hochprozentigeres – schliesslich geht es im Film darum, dass Motti die Freuden des Lebens ausserhalb des jüdisch-orthodoxen Milieus entdeckt, aus dem er stammt. Trendiges Mineralwasser macht da irgendwie nicht genug her.

Deutschsprachige Dialoge im Kino verstehe ich nur noch bruchstückhaft. Deshalb gehe ich an sich lieber in fremdsprachige Filme mit Untertiteln. Aber für Wolkenbruch muss ich eine Ausnahme machen. Der Film ist im Moment der Kinorenner in der Schweiz, und auch meine Freundin Acqua wollte ihn sehen. Eine leichtfüssige Komödie mit einer hervorragenden Performance von Joel Basman als Motti – der sich in das nichtjüdische Partygirl Laura (Noémi Schmidt) verliebt.

Ein Stück weit kommt mir „Wolkenbruch“ entgegen – es gibt darin längere Dialoge auf Jiddisch mit – yeah! – Untertiteln. Bei den hochdeutschen Dialogen tue ich, was ich in solchen Situationen halt mittlerweile tue: Ich spitze die Ohren. Ich konzentriere mich aufs Visuelle. Diesbezüglich hat „Wolkenbruch“ einiges zu bieten. Jüdische Festlichkeiten sind mit viel Liebe zum Detail und wohl leicht überdreht inszeniert. Dazwischen gibt es wilde Partyszenen in Lauras Club. Zudem spielt der Film grösstenteils in Zürich. Wer die Stadt nur ein bisschen kennt, entdeckt ständig vertraute Ecken auf der Kinoleinwand. Um möglichst viel mitzubekommen, ziehe ich Kontextwissen bei: Ich habe den Roman gelesen, ein himmlisches Vergnügen. Nur auf die Frage, was die beiden da für ein klares Wässerchen getrunken haben, kann ich mir keine plausible Antwort denken.

Ich finde ich dann auch noch heraus – als ich nach dem Film mit Acqua an eine Bar gehe und sie sagt: „Tjaaa, also, dann bestelle ich jetzt auch mal einen Gin Tonic.“