Die neue Wohnung


Ausblick von unserer neuen Wohnung Richtung Norden

Zum ersten Mal sahen wir unsere neue Wohnung zwei Tage bevor wir einzogen. Vorher war sie noch gar nicht fertig. Ich muss gestehen: Als ich am Tag der Schlüsselübergabe das Bild oben machte, war mir schon ein wenig blümerant. In dieser Mondlandschaft also sollten wir wohnen. Aber ich hatte gewusst, dass wir auf eine Baustelle ziehen werden. Ich hatte ein Jahr lang (oder mehr) mit dem Umzug gehadert und alle meine Freunde mit meinen Ängsten genervt. Es gab kein Zurück. „Also, vorwärts“, sagte Frau Frogg. Am Abend jenes Tages stellte ich mich ein letztes Mal ans Fenster unserer dem Abriss geweihten alten Wohnung und blickte ins weite Land.


Ausblick von unserer alten Wohnung Richtung Norden

„Goodbye, Frogg Hall“, sagte ich. Am nächsten Tag fuhren die Zügelmänner auf, sechs an der Zahl. Es war über 30 Grad heiss, sie schwitzten, und einer schaute mich immer vorwurfsvoll an, wenn er mit einer Kiste in den Händen aus der Wohnung ging. Die anderen aber waren alle so positiv eingestellt, dass es ansteckend war. Ich hatte mich sehr vor diesem Tag gefürchtet, aber irgendwann war er vorbei, Frogg Hall war leer und mir ging es ganz leidlich.

Wir übernachteten bei Freunden, weil wir erst am nächsten Morgen um sieben Uhr in die neue Wohnung einziehen konnten. All unsere Möbel ruhten eine Nacht lang in einem Lastwagen in einem Vorort unserer Stadt. Ich wusste nur, dass wir in der neuen Wohnung zwar heisses Wasser hatten, aber kein kaltes. Die Klospülung ging also nicht. Ich lag neben Herrn T. auf dem Ausziehsofa bei Freunden und war hyperwach und gleichzeitig nicht ganz bei Sinnen. Ich überlegte und überlegte: Was machen wir ohne Klospülung in der neuen Wohnung? Herr T. schlief ruhig.

Um sieben Uhr morgens mussten wir in der neuen Wohnung sein. Als erstes öffnete Herr T. ein paar Kästchen in verborgenen Winkeln. Er fand den Wasserhahnen und drehte ihn auf. Ich rechnete fest mit einer Überschwemmung. Aber es gab keine Überschwemmung und auch sonst keine Katastrophe. Wir hatten jetzt einfach kaltes Wasser, und die Klospülung ging. Dann kamen die Zügelmänner, und dann ging alles sehr schnell. Am Mittag hatten wir unsere Sachen wieder. Ich war immer noch nicht zusammengebrochen. Wenige Stunden später hatten wir zwei, drei wohnliche Ecken. Auf dem Balkon gegen Süden, den unser Vermieter die Loggia nennt, stellten wir das Gartentischchen auf. Dort ruhten wir uns die nächsten paar Tage aus, wenn wir Zeit hatten. Das wurde schnell mein Lieblingsplätzchen in Frogg Hall II.

11 Gedanken zu „Die neue Wohnung“

        1. Danke 🙂 Ich weiss nicht, warum ich so ängstlich geworden bin. Früher bin ich alle zwei Jahre umgezogen. Ich hatte kein Geld für Zügelmänner, aber es ist auch irgendwie gegangen.

  1. Umzüge fand und finde ich immer schlimm und anstrengend – physisch und psychisch. Ich wünsche euch einen guten Start in den neuen vier Wänden und dass ihr sie zu eurem Zuhause machen könnt.

    1. Vielen herzlichen Dank, Juni! Ja, es ist ein Einschnitt. Ich weiss nicht, wie unsere Ahnen das ausgehalten haben, die waren doch Nomaden 🙂

    2. Danke, liebe Juni. Ja, es ist ein Einschnitt. Ich weiss nicht, wie unsere Ahnen das gemacht haben. Die sind doch ständig rumgezogen, waren Nomaden. Aber sie hatten auch noch keine Bücherwände 🙂

  2. Außer damals in der Heimat bin ich bei den Umzügen jeweils als halbe Invalidin hervorgegangen. Nix geschlafen, zu wenig gepackt, keine Zeit, und trotzdem nicht getrödelt. Ach, und einmal Hexenschuss.
    Das wird noch ganz schön bei Euch, garantiert. ☀️
    Herzliche Glückwünsche zum Einzug! 🙂

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