Hüsteln im Korridor

Letzte Woche waren Kaja und ich meist die einzigen, die nach 17 Uhr noch im Büro waren. Kaja ist in einer besonders perfiden Situation. Wegen Corona-Sparmassnahmen muss sie pro Woche einen aufgelaufenen Ferientag einziehen. Sie bekommt Hilfe, aber es reicht nicht. Meist erledigt sie jetzt die Arbeit von vier Tagen einfach in drei. Ausserdem funktionierte ihr Laptop nicht, deshalb kein Homeoffice. Und ich habe halt viel zu tun im Moment. Aber es werden wieder andere Zeiten kommen.

Kaja malocht alleine drüben im grossen Büro Ost, wo zu besten Zeiten vier Leute sitzen. Ich maloche in meinem Einzelbüro. Zum Plaudern haben wir, eigentlich gute Freundinnen, keine Zeit. Aber abends, wenn ich fertig bin, führt mein Weg durch das Büro Ost, und ich sage ihr auf dem Weg hinaus tschüss.

Zweimal hat sie sich letzte Woche fast zu Tode erschrocken, als ich hereinkam. Sie hatte sich im Osttrakt allein gewähnt und überhaupt nicht mit mir gerechnet.

Am Freitag hatte ich dann dazugelernt. Um sie vorzuwarnen, hüstelte ich leise im Korridor, bevor ich das Büro Ost betrat.

Als ich hereinkam, stand sie da, Angst in den Augen und eine Spur Missbilligung. Ich wusste sofort: Ich hatte einen noch schlimmeren Fehler gemacht. Ich begann laut zu lachen: „Nein, ich habe kein Covid-19! Ich habe nur gehüstelt, damit Du nicht erschrickst.“

15 Gedanken zu „Hüsteln im Korridor“

    1. Das kannst Du zweimal sagen, BoMa. Im Moment schreibe ich in Gedanken täglich drei offene Briefe an unsere vier sturen, rechtsbürgerlich-liberalen Minister, die wahrscheinlich schärfere Massnahmen in unserem Land verhindern: Herrn Wirtschaftsminister Guy „wir können nischt jeden Konkurs verindern“ Parmelin; Herrn Finanzminister Ueli „kä Luscht“ Maurer; Frau Karin „dafür gibt es keine Rechtsgrundlage“ Keller-Sutter und den stillen Aussenminister Dr. med. Ignazio Cassis. Ich schreibe: „Gopferteli, meine Damen und Herren BundesrätInne, erlösen sie uns von unserer nicht funktionierenden Eigenverantwortung und verfügen sie einen Lockdown! Da draussen sterben Menschen!“

          1. einige bestimmt weniger… als andere, die besonders unter der corona-zeit leiden, entweder weil sie sich covid 19 einfingen, weil angehörige vom virus betroffen waren, oder weil sie wirtschaftlich total baden gingen. oder beides. in jedem fall traumatisierte diese zeit sicher sehr viele menschen.

  1. Bei mir rufen die Leute auf Arbeit auch immer schon von Weitem: „Hallo! Nicht erschrecken!“ weil ich so schreckhaft bin, wenn sie von hinten an mich rantreten. Hüsteln wäre auch eine Option, aber das würde man bei den lauten Maschinen bei uns nicht hören. Finde die Idee mit dem Hüsteln gar nicht so schlecht.

    1. Ja, ich eigentlich schon. Nur: Ganz schlechter Zeitpunkt zum Hüsteln. Ich erschrecke jeweils selbst, wenn bei meinen wenigen Busfahrten jemand hüstelt!

      1. Und ich unterdrücke inzwischen jedes kleine Räuspern. Ich kenne echt einige Leute, die Erkältungssymptome und auch Husten hatten und kein Corona hatten. Bin da bisschen abgehärtet, wenn ich sowas höre. Huste ruhig, aber schick sofort eine Erklärung hinterher. 😄

  2. Bin meist allein, aber beim Einkaufen trau ich mich nicht zu räuspern oder so, weil, ich kann doch nicht der versammelten Bagage jedes Mal erzählen, daß das von meiner chron. Nebenhöhlenentzündung kommt. 😳

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