Herr T. ist von der grossen Klimaspuren-Wanderung zurück. Wir nehmen unser Alltagsleben wieder auf. Einfach gesagt: Er kocht, ich putze. Am ersten Mittag gibt es unser fleischloses Lieblingsgericht: Rote Linsen mit Süsskartoffeln.
Wir haben in den letzten Jahren eher klimabewusst gelebt, wenn auch nicht allzu konsequent: Wir fahren nicht Auto, dafür essen wir öfter mal Fleisch. 2016 sind wir das letzte Mal geflogen – nach Wien. Doch Herr T. hat sich auf der Wanderung radikalisiert. „Es ist nicht fünf vor zwölf. Es ist fünf nach zwölf. Die Klimakatastrophe passiert bereits“, sagt er immer wieder. Beim Linsengericht setzt er mir auseinander, dass er versuchen will, nur noch vegetarisch zu kochen.
Meine erste Reaktion verblüfft mich selbst total. „Nie wieder Bratwurst?!“ denke ich entsetzt.
Nie im Leben habe ich damit gerechnet, dass ich mich einmal eine geradezu kindliche Sehnsucht nach einem Stück Fleisch haben werde.
Sowas ähnliches hab ich heute Nacht auch geträumt. Ich esse ja schon länger vegetarisch, naja, seit bald einem Jahr halt. Aber heute Nacht im Traum war ich beleidigt, weil niemand mir ein Stück Fleisch übrig gelassen hatte. Ich finde, ab und zu darf man schon Fleisch essen. So ausnahmsweise halt. Vor allem, wenn man eine Sehnsucht danach hat.
😀 Lustiger Zufall! Ich weiss nicht, wie sehr das alles halt Gewohnheitssache ist. Ich werd’s herausfinden. Ich muss allerdings gestehen: Heute habe ich wie gewöhnlich in unserer Cafeteria zu Mittag gegessen. Es gab Wienerli im Teig. Da habe ich mir dann auch eins gegriffen. Die kochen nur ein- bis zweimal die Woche vegetarisch, und zweimal die Woche esse ich dort. Ich werde also wohl nicht wirklich zu kurz kommen beim Fleisch.
Herr T. hat sich nicht radikalisiert. Er bekam lediglich klarsichtige Augen. Ich beglückwünsche ihn. Und niemand verbietet einem Menschen, der sich tierleidfrei ernährt/lebt, bei entsprechendem Heißhunger, auch mal ein Stück Fleisch zu essen. Obacht vor Menschen, die einem so etwas verbieten wollen (ich kenne Menschen, die mir sofort den Rücken kehrten, läsen sie meine vorstehenden beiden Sätze). Das Leben ist nie schwarz-weiß, es ist immer bunt. Liebe Grüße, Bernd
Du hast wohl recht mit der Klarsichtigkeit. Ich habe ja auch nicht protestiert, ich trage das durchaus mit. Ich war nur überrascht über meine Bratwurst-Reaktion. Auch was die Buntheit betrifft: Es ist wohl am besten, möglichst klaren Blick auf die Probleme zu haben, aber nicht sektiererisch zu werden. Eine Gratwanderung, manchmal.
Das Rezept klingt gut und sehr simpel, das koche ich auch mal 🙂👍 ich bin seit ca 20 Jahren Pescetarier und habe es aber nie als Verzicht empfunden.
Ja, das Linsengericht schmeckt wirklich sehr gut. Pescetarier – das heisst: kein Fleisch, aber Fisch, oder? Das kann ich mir auch vorstellen. Obwohl wir relativ wenig Fisch essen – ausser im Jura, da haben wir ausgiebig die Forellenfischereien im Doubs genossen.
Find ich gut. Wart mal ab, du wirst dafür ganz andere Lebensmittel entdecken.
Ja, darauf bin ich sehr gespannt! Neulich hatten wir erstmals Hummus im Haus, das hat prima geschmeckt. Ich freue mich auf mehr.