Blutwurst auf Schweizerdeutsch – eine Leseprobe

Leserin piri hat neulich um eine Leseprobe aus meinen schweizerdeutschen Texten geben. Hier ist sie. Es ist ein Ausschnitt aus dem Gedicht, das den Arbeitstitel „E Tag im Läbe“ trägt. Der Text ist zum Vorlesen gedacht. Eine sinngemässe Übersetzung gibt’s bereits hier. Wer es präziser will, soll sich bitte melden.

Denn legg ech de Streamer a,

Das esch das Grätli

Wo mer de Ton vom Telifon

Öber ne Schtick mit Bluetooth

Diräkt of’s Hörgrät leitet.

Aso «diräkt» esch jetz velecht echli schönfärberisch

Well «diräkt» esch’s eher

Wenn zom Telifoniere jede nor eis Grät brucht.

Aber ech elei bruche drü.

Henu, es fonktioniert, emel meischtens.

S’Komische esch nor:

Wenn ech fertig telifoniert ha ond s’ Telifon wägklicke

De seid e Schtemm,

esone blasierti Fraueschtemm i dem Streamer jedesmol:

«Blutwurst audio.»

«Was, Bluetworscht?!» hanech am afang immer dänkt.

«Nüd Bluetworscht, ech ha kei Honger, es gohd do nor oms Rede!»

Aber ned emol das met em Rede,

esch sälbschtverschtändlich gsii,

will die Bluetworscht entkopplet sech gärn.

Drom han ech es Zitlang gmeint,

Die Tusse em Telifon sägi „Blutwurst audio“

Wel ech ere Worscht be, sogar Bluetworscht,

Läck, esch die unprofessionell! hanech tänkt.

Also item,

Wenn sech die Bluetworscht entkopplet,

De muess me si neu kopple,

das esch es Gnifel, e Baschtelei ond au echli Glöckssach.

Am Afang hanech das sälber ned chönne,

emel ned a dem blöde Compi-Telifon em Gschäft.

De hed amigs de Supporter müesse cho.

Aber de Supporter,

dä hed mi mängisch vergässe, ignoriert oder kei Ziit gha.

Ond so

Esch’s amigs wuchelang nüd gsi met «Blutwurst audio».

Jetz chan is sälber, emel meischtens.

Ond well de Schtick zom «Blutwurst audio» eso blau lüchtet

Emel wenner lauft ond kopplet esch,

Esch mer ergendwenn de blau Geischtesbletz cho ond ech ha gwösst:

Das heisst ned «Blutwurst audio», sondern «bluetooth audio”.

Wo ist bloss Frau Frogg geblieben?

Einige von Euch haben sich wahrscheinlich gefragt, warum ich schon seit mehr als einem Monat nichts mehr geschrieben habe. Vorweg: Es geht mir gut. Ich habe wieder Tritt im Leben gefunden. Ich schreibe, schweizerdeutsch und für ein irrwitziges Projekt mit einer Freundin. Ich lese viel. Ich denke nach, ich instagramme. Manchmal fehlt mir das Bloggen, aber ich habe einfach keine Zeit.

Zu Schweizer Bankendebakel

Eine der beiden grossen Schweizer Banken, die Crédit Suisse (CS), muss gerade gerettet werden. Als Schweizerin sollte ich schweigen und mich schämen. Aber ich muss feststellen, dass wir gerade dabei sind, in der Öffentlichkeit einen völlig falschen Eindruck entstehen zu lassen. Jetzt wird nämlich in den Medien behauptet, die CS sei eigentlich eine kommunistische Bank gewesen.

Am Freitagabend etwa sagte der rechtsnationale SVP-Banker Thomas Matter am Fernsehen, die CS-Manager hätten halt gehandelt, wie es im Kommunismus üblich sei: Sie hätten die Bank als Selbstbedienungsladen benutzt.

Doch nicht nur die gescheiterte Bank, nein, auch die Schweizer Regierung und die Schweizerische Nationalbank bediene sich sozialistischer Praktiken, steht heute im Frontkommentar der in den letzten Jahren weit nach rechts gerückten „Sonntagszeitung“:  „Dass Planwirtschaft nicht funktioniert, das zeigte sich dann bei der CS.“ Kritisiert wurde mit diesem Satz die Kommunikation des Nationalbank-Direktors und der zuständigen Ministerin (ganzer Kommentar hier).

Da muss ich einschreiten und Zweifler, ja, eventuell verunsicherte Anlegerinnen und Anleger beruhigen: Die Schweiz ist und bleibt ein hyperkapitalistischer Staat. Wir haben lediglich ein Wahljahr. Klar, dass Skepsis über das Funktionieren der so genannten freien Marktwirtschaft da schon zerstreut werden müssen, bevor sie überhaupt entstanden sind.