Zu Schweizer Bankendebakel

Eine der beiden grossen Schweizer Banken, die Crédit Suisse (CS), muss gerade gerettet werden. Als Schweizerin sollte ich schweigen und mich schämen. Aber ich muss feststellen, dass wir gerade dabei sind, in der Öffentlichkeit einen völlig falschen Eindruck entstehen zu lassen. Jetzt wird nämlich in den Medien behauptet, die CS sei eigentlich eine kommunistische Bank gewesen.

Am Freitagabend etwa sagte der rechtsnationale SVP-Banker Thomas Matter am Fernsehen, die CS-Manager hätten halt gehandelt, wie es im Kommunismus üblich sei: Sie hätten die Bank als Selbstbedienungsladen benutzt.

Doch nicht nur die gescheiterte Bank, nein, auch die Schweizer Regierung und die Schweizerische Nationalbank bediene sich sozialistischer Praktiken, steht heute im Frontkommentar der in den letzten Jahren weit nach rechts gerückten „Sonntagszeitung“:  „Dass Planwirtschaft nicht funktioniert, das zeigte sich dann bei der CS.“ Kritisiert wurde mit diesem Satz die Kommunikation des Nationalbank-Direktors und der zuständigen Ministerin (ganzer Kommentar hier).

Da muss ich einschreiten und Zweifler, ja, eventuell verunsicherte Anlegerinnen und Anleger beruhigen: Die Schweiz ist und bleibt ein hyperkapitalistischer Staat. Wir haben lediglich ein Wahljahr. Klar, dass Skepsis über das Funktionieren der so genannten freien Marktwirtschaft da schon zerstreut werden müssen, bevor sie überhaupt entstanden sind.

7 Gedanken zu „Zu Schweizer Bankendebakel“

  1. Danke, Frau Frogg, für die Klarstellung! Da bin ich sehr beruhigt. Wo kämen wir denn hin, wenn der Kommunismus der Menschheit noch den Rest geben würde, nachdem ihr der Kapitalismus schon so übel mitgespielt hat?

    Und ja, es ist traurig: Lüge und die Verdrehung der Tatsachen bis hin zur absurden Behauptung – zum Beispiel jener einer kommunistisch geführten CS – sind offenbar das Mittel der Wahl der (populistischen) Politik geworden, nicht nur in der Schweiz. Die erschreckende Karikatur von dem, was Politik eigentlich sein müsste.

    1. Merci für Deinen Kommentar, Walter. Ich wollte grad antworten, dass man es nun auch wieder nicht so ernst nehmen müsse, und dass Matter und die Sonntagszeitung das ja nur als Metapher benutzt hätten. Aber Metaphern sagen ja auch viel, das Framing sagt viel. Und der erste Abschnitt Deines Kommentars sagt eigentlich alles 🙂

  2. Mir ist ja oberschnuppe, ob da der Kommunismus dahinter gewesen ist. Viel nerviger, dass die Saudis ihre Finger da drin hatten.

    Grundsätzlich ist es halt einfach die grenzenlose Gier von sich permanent selbstüberschätzenden Menschen.

    Schämen tu ich mich dafür ganz sicher nicht – ich habs schliesslich nicht verbockt.

    Die SVP sollte besser den Mund halten, die sind genau so veraltet wie die anderen privilegierten Menschen, die mit dem Geld anderer Leute spielen.

    1. Doch, ich schäme mich ein bisschen. Weil es mein Staat ist, der diese Bank grossgemacht hat – und weil die Bankenaufsicht dieses Staates offensichtlich nicht funktioniert hat. Ich bin immer zu bequem gewesen, mich in Wirtschaftspolitik reinzuknien. Natürlich habe ich das Desaster nicht angerichtet, die wenigsten Einwohnerinnen und Einwohner haben das. Aber als Staatsbürger hängen wir mit drin, ob wir es wollen oder nicht.

      1. Den Schuh ziehe ich mir nicht an, nicht mal wenns ein Staatsbettieb wäre, täte ich das.

        Dass all diese Aufsichten nicht funktionieren, ist ja nichts Neues. Da wird immer leger durchgewunken.

        1. Ja, das kann man so sehen wie Du, denke ich. Heute Morgen habe ich gelesen, dass die Finanzmarktaufsicht die CS noch im Februar durchaus gerügt und auch vier Verfahren eingeleitet hat. Too little, too late.

          1. Na, immerhin!
            Nach all den Debakeln, die wir schon hatten (auch in den USA), hätten die meiner Meinung nach schon vor Jahren einen Riegel schieben müssen – so wie die immer wieder in die Schlagzeilen geraten sind.

            Hatte noch keine Zeit, irgendwelche Nachrichten zu hören – erster Tag nach den Ferien.
            Ah, jetzt fängt grad das Regionaljournal AG/SO an – mal hören, was die erzählen.

Schreibe einen Kommentar zu Walter B Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert