Über Schwerhörigkeit bloggen

Eine Bekannte von mir hat als @ohrkaputt auf Instagram einen höchst sehenswerten Feed. Die Protagonistin saust dort mit Mann, Kind und Schwerhörigkeit auf fröhlichen Cartoons durch ihren Alltag. Neulich thematisierte @ohrkaputt etwa das Paradox, dass Schwerhörige oft sehr lärmempfindlich sind. Das Material ist ansprechend verknappt – da ist ein Profi am Werk. Dringend nötige und wirksame Aufklärung, auch für Hörende.

Dann blicke ich jeweils stirnrunzelnd auf meinen eigenen Blog. Vielleicht sollte ich mehr über Schwerhörigkeit schreiben, denke ich. Ich meine: Meine Posts zu diesem Thema gehören zu den meistgelesenen. Freud’scher Verhörer etwa kommt auf sagenhafte 397 Klicks. Und doch sträube ich mich, aus zwei Gründen. Erstens will ich hier gar nichts Professionelles tun. Ich will hier kussbereit bleiben. Ich will wie die vom Liebeszauber berauschte Feenkönigin Titania dem erstbesten Thema verfallen, das mir an einem Morgen so begegnet. Und dann will ich, Königin und gewissenlose Womansplainerin, unverkürzt darüber schwadronieren.

Zweitens, und wichtiger: Ich habe irgendwann festgestellt, dass so eine Menière-Erkrankung zwar beengend ist. Dass es aber hilft, wenn man nicht die ganze Zeit um sie kreist. Ich habe beschlossen: Ich will zeigen, dass ich einen Horizont habe, der über meine Behinderung hinausgeht. Dass es möglich ist, schwerhörig zu sein und zum Beispiel über Politik nachzudenken. Oder über Bücher.

Das ist nicht so wirksam. Aber wichtig ist es eben auch. @ohrkaputt solltet Ihr Euch trotzdem anschauen.

 

2 Gedanken zu „Über Schwerhörigkeit bloggen“

  1. Den Instagram-Kanal hab ich gleich mal abonnniert.
    Ich kenne den Gedanken, dass man mehr ist als seine Krankheit und deswegen auch über andere Sachen schreiben will. Kann ich absolut nachvollziehen!

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