Einen Tag lang will ich dem heissen Sirren in meinem Kopf gehorchen, in St. Malo verweilen und so gut wie nichts tun. Ich werfe einen Blick in den Gezeitenkalender. „Ebbe ist um 10.45 Uhr“, sagte ich zu Herrn T. „Das reicht für einen Spaziergang nach Grand Bé.“ Grand Bé und Petit Bé sind zwei Inselchen gleich hinter den Toren der Stadt. Bei Ebbe gelangt man auf einem Strässchen nach Grand Bé. Wenn das Wasser steigt, wird der Weg überschwemmt. Rechtzeitige Rückkehr ans Festland empfiehlt sich.
Gesagt, getan. Grand Bé ist klein und rau, im Juni blüht es dort in allen Farben. Wir verweilen aber nicht lange. Dass das Wasser schon wieder steigt, macht sogar Herrn T. nervös.
Später flanieren wir auf der Stadtmauer. Von dort aus hat man Ausblick auf das Strässchen nach Grand Bé, und so werden wir bald Zeugen eines heiteren Spektakels. An dem Gehweg züngelt nun „la marée“ hoch, die Flut. Bald deckt ein Fussbreit Wasser die höchste Stelle der Verbindung. Die letzten Rückkehrer ziehen die Schuhe aus und waten durch das Wasser, ein Paar trägt einen Kinderwagen ans Festland. Überall stehen Leute auf der Stadtbefestigung und schauen zu.