Unser Bretagne-Reiseführer preist das Städtchen Dinard als „Spielwiese der Bohème“, auch Pablo Picasso kam 1922 und 1928 hierher. „Während sich Ehefrau Olga um den gemeinsamen Sohn kümmerte, vergnügte sich Picasso in Dinards Strandkabinen mit der 17 Jahre alten Marie Thérèse Walter.“* 1922 habe Picasso auch in der Villa Les Roches brunes residiert, die eine atemberaubende Aussicht habe und heute gelegentlich Ausstellungen.
Das lasen wir, bevor wir uns mit dem Boot von St. Malo nach Dinard übersetzen liessen. Hier hätte Frau Frogg gerne diese Picasso-Villa genau geortet, wäre überhaupt gerne durch das Städtchen Dinard flaniert, in dem laut Reiseführer 400 denkmalgeschützte Villen der Belle époque stehen. Aber Herrn T. stand der Sinn nach einem ausgedehnten Spaziergang entlang der Küste zurück nach St. Malo, mit Überquerung des Flusses Rance beim berühmten Gezeitenkraftwerk.
Mir hätten die Kräfte nicht für beides gereicht, und das Gezeitenkraftwerk interessierte auch mich. Ich beerdigte mein Projekt Dinard, zog mit Herrn T. durch lichte Wälder, dem Meer entlang. Meine Kräfte reichten dann gerade so bis zum Kraftwerk. Dort brodelte unter unseren Füssen die hereinkommende Flut durch die Turbinen wie ein vergessener Ehestreit.
Zum Attentat auf Donald Trump bitte bei piri nachlesen, ich unterschreibe jedes Wort.
*Manfred Görgens: „Bretagne“, DuMont Reise-Taschenbuch, 2., aktualisierte Auflage 2022, S. 68.
Zum Piri-Eintrag („wohin führt das“): War die Welt nicht schon immer so („alles ist so schrecklich“)? Nur mit dem Unterschied, dass es „früher“ (vor Jahrhunderten) noch keine Medien gab, die das alles so schnell verbreiteten.
Ich denke, dass die Menschen schon immer irgendwelche Sorgen und Ängste hatten, aber das waren dann Dinge, von denen sie direkt, unmittelbar und sofort betroffen waren.
Ich habe keine Vorstellung, wie lange es gedauert hat, bis der letzte Amerikaner vom Attentat auf Abraham Lincoln erfahren hat, und ob es die Menschen damals überhaupt interessiert hat, was weit weg von ihnen alles so passiert.
Was würde passieren, wenn die Medien ausschließlich über Schönes berichten würden (oder zumindest in gleichem Umfang, in dem sie über Schlechtes schreiben)? Die Welt wäre objektiv keine andere. Aber würden die Menschen dann weniger „fassungslos“ (Piri) sein und weniger Zukunftsangst haben?
Hallo Rabi, danke für Deinen Kommentar. Du hast natürlich recht, auch früher hatten die Leute Grund, fassungslos zu sein (und waren es vielleicht nur deshalb nicht, weil sie die schreckliche Kunde noch nicht erfahren hatten).
Als politisch interessierter Mensch war ich nach dem Attentat auf Donald Trump gestern aber auch fassungslos und hatte ein deutliches Gefühl eines drohenden Verhängnisses. Ich finde, piri hat dieses Gefühl genau in Worte gefasst. Was wir hier tun ist bloggen, also Online-Tagebücher führen. Da muss eine solche Regung Platz haben, auch wenn die Menschen früher vielleicht auch berechtigte Sorgen hatten.
Übrigens glaube ich, dass uns der mit diesem Anschlag viel wahrscheinlicher gewordenen Wahlsieg von Donald Trump sehr direkt betreffen wird – Trump gilt ja als Putin-Verehrer und Gegner der Nato. Wer weiss, was dann aus dem Krieg in der Ukraine wird?