Perros-Guirec: Gespräch mit dem Taxifahrer

In der Bretagne ist der Sonntag ein Ruhetag, viel mehr als in der Schweiz. „Wieso eigentlich?“ frage ich den einzigen Taxifahrer, der uns am Sonntag, 23. Juni, vom Küstenstädtchen Perros-Guirec nach Lannion zum Zug bringen will. Die Akustik im Taxi ist hervorragend, er spricht ungewöhnlich deutlich und redet gern: „Weil wir Taxifahrer unter der Woche so viel zu tun haben! Wir müssen die Leute aus der ganzen Gegend nach Lannion ins Spital oder vom Spital nach Hause bringen. Da brauchen wir am Sonntag Zeit mit unseren Familien.“ Dann fand er heraus, dass wir aus der Schweiz waren. Er sagt: „Es hat viele Schweizer, die hier ein Haus kaufen. Nein, nicht Französischsprachige, glaube ich. Leute aus Zürich, die sind doch nicht französischsprachig, oder?“

Ich blicke nachdenklich hinaus auf die Strasse. Tatsächlich kann man am Rande von Perros-Guirec Anzeichen von Ferienverhäuselung feststellen.

„Vielleicht wird es ihnen in Italien zu heiss“, sage ich.

„Ja, kann sein“, sagte der Taxifahrer, „hier wird es nie heisser als 25 Grad, nicht mal dans la canicule.“ Das verstand ich nicht, aber Herr T. erriet sofort: „die Hundstage.“ Darauf der Taxifahrer: „Dafür haben wir im Winter Stürme mit Windgeschwindigkeiten um 200 Stundenkilometern, immer öfter!“ Krass, finden wir und erzählen, dass es bei uns diesen Frühling ständig geregnet hat, und dass Zermatt wegen Unwettern von der Umwelt abgeschnitten wurde.

Düstere Themen. Wir sind froh, dass in Lannion die Hauptstrasse gesperrt ist und wir eine abenteuerliche Umfahrung durch die Altstadt nehmen können. Die Fahrt wird ziemlich teuer – Sonntagstarif. Auch wenn solche Gespräche Freude machen: Es lohnt sich, in dieser Gegend an Werktagen zu reisen.

2 Gedanken zu „Perros-Guirec: Gespräch mit dem Taxifahrer“

  1. Oh, ich war bis vor 10 Jahren oft in der benachbarten Gegend, das letzte mal für 3 Monate, auf einem saubilligen Camping, und es zieht mich immer noch. Aber immer ist was: COVID, überrannt, zu heiss, und jetzt noch zu stürmisch… Schade.

    1. Ja, das Ziehen kann ich nachvollziehen. Und dass Du Dir nicht das Dach über dem Kopf im Camping wegzerren lassen willst, verstehe ich sowieso. Campieren war nie so mein Ding, seit ich 1984 in Korsika schlafend quasi in einer Pfütze unter dem Zelt geschwommen bin. Kam einem Wasserbett nahe, die Erfahrung, zum Glück hat das Zelt gehalten.

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