Es gibt Orte in Frankreich, die nicht perfekt sind, nicht gepützelt und schon gar nicht protzig. Aber sie haben Charme, und ein paar wenige von ihnen fühlen sich so blütenleicht und duftig an, als hätte die Hand der Liebe sie eben erst berührt. So ein Ort ist die Stadt Quimper – und das schreibe ich, ganz ohne von einem Tourismusbüro gesponsert zu werden. Quimper hat ein Flüsschen mit vielen, kleinen Brücken; eine Altstadt mit Fachwerkhäusern; eine Kathedrale und viel Grün. Ein guter Ort, um einzukaufen oder zu flanieren. Es locken Kleiderboutiquen, geschmackvolle Souvenirläden, eine Markthalle mit Fisch, Gemüse und Käse und Konditoreien, deren Schaufenster übervoll mit Backwerk sind.
In der Altstadt gibt es in den Restaurants fast nur die beiden bretonischen Ur-Spezialitäten zu essen, Crêpes und Galettes. Lieber empfehle ich zwei Lokale mit dreigängigen Mahlzeiten, die wir zufällig fanden: Auf dem Weg zum Viertel Locmaria, berühmt für seine Porzellanmanufakturen, fanden wir das Resto à vins und assen dort ein köstliches, recht preiswertes Mittagsmenü. Und Chez Max Bouillon tafelt man zu ebenfalls moderaten Preisen mit dem Mund, dem Auge und dem Herzen. Max Jacob, Namenspatron des Lokals, war Bürger von Quimper, Gourmet, Avantgardist, Trauzeuge bei Pablo Picassos erster Heirat und starb als Jude 1944 in Nazi-Gefangenschaft. Das Restaurant liegt in einem lauschigen Altstadtwinkel nahe beim Fluss.
Meinen absoluten Lieblingsort aber fand ich bei einem Sonntagspaziergang am Fluss bei Locmaria. Ich war in melancholischer Stimmung, erschöpft von unseren Expeditionen am Meer und suchte Ruhe. In Locmaria gibt es auch ein altes Benediktinerinnenkloster mit einem öffentlichen Garten. Er ist etwas verwildert, aber sorgfältig beschriftete Tafeln erklären die Heilwirkung verschiedener Pflanzen (wenn auch nicht jene des Schlafmohns im Bild).