1981 soll Romy Schneider hierhergekommen sein, um sich zu erholen. Drei Tage in Quiberon heisst der Spielfilm über diese Auszeit. Der Streifen thematisiert ihr Elend mit den Medien und den Menschen. Das Hotel, in dem der Film spielt, liegt auf der Südseite der Fast-Insel*. Dort ist es relativ windstill und das Meer wirft seine Wellen träge gegen die Strände. Man pflegt an diesem Küstenabschnitt einen eigenartigen Gegensatz: Die Hotels sind für gut Betuchte. Die drei, vier Klippen zwischen den Stränden jedoch befassen sich mit dem Scheitern. Ihre Namen erinnern an Schiffbrüche. Die Pointe Carl Bech etwa ist nach dem gleichnamigen norwegischen Schiff benannt, das 1911 mit einer Ladung Guano aus Peru vor Quiberon auf Grund lief.
Richtig wild ist das Meer auf der Westseite der Halbinsel. Dort donnert die Brandung ohne Unterlass gegen zerklüftete Felsen. Dorthin wollte ich an unserem ersten Tag in Quiberon. Auch ich benötigte Erholung. Ich war erschöpft bis zur Weinerlichkeit und fühlte mich auf merkwürdige Art meiner selbst beraubt. Bis zur Côte Sauvage war es nur ein paar Schritte von unserem Hotel. Gerade richtig, um aus dem Zimmer herauszukommen. Am Anfang stemmte ich mich gegen die Böen, weil man sich halt gegen Böen stemmt. Das Naturschauspiel interessierte mich wenig. Aber dann kamen wir an die Stelle, wo zwei Männer aus Quiberon ihr Leben verloren beim Versuch, zwei „imprudents“ zu retten, die sich zu weit auf die umtosten Felsen hinausgewagt hatten. In mir regte sich etwas wie Empörung gegen diese Unvorsichtigen. Und dann kam diese blaugrüne Bucht, wo wir zuschauten, wie sich die Flut Woge für Woge über Sand und Steine hocharbeitete. „Hätte Romy Schneider nur hierherwandern können! Das hätte ihr bestimmt gutgetan“, dachte ich. Ich jedenfalls fühlte mich erfrischt und wieder wie ich selbst.
*Presqu’île, also Fast-Insel, ist das neckische französische Wort für eine Halbinsel. Quiberon ist tatsächlich eine Fast-Insel, denn der Ferienort ist nur durch eine schmale Sandbank mit dem Festland verbunden.