Zurzeit glänze ich hier leider mit Abwesenheit. Ich habe mich Hals über Kopf in ein neues Blog-Projekt mit einer guten Freundin gestürzt, das mich begeistert und fordert. Sobald wir dort genügend Stoff haben, um seriös an die Öffentlichkeit zu treten, werde ich hier den Link posten.
Heute möchte ich nur kurz vom grossen und für mich sehr geglückten Spätsommerfest in unserem Quartier berichten. Ich unterhielt mich dort fast den ganzen Abend lang mit drei sehr charmanten Herren: Zu meiner Rechten sass der Doppelbuddha, zu meiner Linken Toni vom oberen Stock. Und vis à vis mein Ehemann, Herr T. Ich will es nicht leugnen: Ich genoss die Aufmerksamkeit. Ich verstand zwar nur etwa 30 Prozent der Konversation, das ist bei mir bei Festen immer so. Merkwürdigerweise störte es diesmal überhaupt nicht. Ich musste nur die Stichworte packen, die ich zwischendurch verstand, ab und zu selbst eine Anekdote erzählen und sie sonst heiter lächelnd in die Runde geben. Es ging alles ganz wie von selbst.
Nur sehr rudimentär kann ich nachvollziehen, wie es ist nichts richtig zu hören. Wenn sehr viel um mich herum gesprochen wird, kann auch ich nicht richtig lokalisieren woher die Stimme kommt. Das dauernd zu haben, stelle ich mir sehr stressig vor.
Danke, Piri! Ich für meinen Teil kann mir kaum noch vorstellen, wie es ist, an einem belebten Ort eine Konversation mit mehreren Leuten überhaupt noch zu haben. Aber da kennst Du sicher auch Deine Schwierigkeiten, das ist Stress für ganz viele Leute. Das lädierte Richtungsgehör ist anfangs ein Problem, mit der Zeit rückt es eher in den Hintergrund. Das Blödste ist: Wenn eine einigermassen normal Hörende einen Satz nicht richtig versteht, fragt sie hemmungslos nach, und das ist auch genau richtig so. Wenn Du so schlecht hörst wie ich, dann fragst Du nicht mehr nach, denn dann müsstest Du bei jedem Satz nachfragen, nicht selten auch zwei-, manchmal dreimal und dann immer noch oft vergebens. Unter dieser Voraussetzung hältst Du keine einzige Konversation länger als drei oder vier Gesprächseinheiten lang am Laufen. Deshalb fragst Du dann gar nicht mehr nach, sondern versuchst irgendwie zu verschleiern, dass Du von so einer Konversation bestenfalls ein paar Stichwörter verstehst.
Liebe Frau Frogg,
genauso geht es mir wie Du es im Kommentar beschrieben hast.
Und solche Glücksstündchen erlebe ich auch hin und wieder.
Herzliche Grüsse!
Danke, Sori, Dein Kommentar ist mir sehr wertvoll. Früher habe ich von Hörenden noch oft Rückmeldungen erhalten, ich MÜSSE IMMER NACHFRAGEN, IMMER! Es ist mir ein Trost, dass Du die Erfahrung bestätigst, die ich auch mache. Nämlich, dass es nicht immer, ach was, oft gar nicht geht.
Obwohl mir meine Ohrenärztin bescheinigt hat, dass ich ein gutes Gehör habe, so verstehe ich oftmals in einer größeren Runde kein Wort, sondern vernehme nur allgemeines Gemurmel.
Warum können es die Leute nicht so machen wie im Film? Dort wird nacheinander gesprochen und nicht gleichzeitig. Okay, im Film geht auch keiner aufs Klo.
Ich glaube, dass viele Leute in unserem Alter in grösseren Gruppen nur Gemurmel wahrnehmen, hat eben mit unserem Alter zu tun. Das hat mir auch schon ein Ohrenarzt gesagt. Ich muss halt einfach sagen, dass bei mir die Situation dann schon noch ein bisschen anders ist: Hätte ich nicht meine abartig guten Hörgeräte, dann würde ich an einem solchen Fest den Umgebungslärm gar nicht hören und von dem, was mein Nebenmann sagt ein merkwürdiges „Plopp plopp“, und auch nur auf der linken Seite. Rechts höre ich gar nichts mehr. Zum Glück habe ich meine abartig guten Hörgeräte. Aber auch mit Hörgeräten muss ich jedesmal den Kopf drehen, wenn die Person rechts von mir spricht. Spricht sie viel, bin ich am Ende des Abends im Hals total verkrampft. Und so oder so bin ich nach spätestens zwei Stunden in einer solchen Situation immer total erledigt.
Wenn mehrere Leute gleichzeitig reden, weiß ich nicht, welches der Gespräche für mich interessanter ist. Also höre ich mal nach links und mal nach rechts – und am Ende habe ich im besten Fall von beidem nur Bruchstücke mitbekommen, und im schlechtesten Fall überhaupt nichts.
Oh, ja, das ist mir früher auch manchmal passiert. Aber eigentlich selten, und als ich nach und nach mein Gehör verlor, merkte ich mehr und mehr: Ich war nicht selten diejenige gewesen, die Gespräche in Gruppen geführt – also mit Fragen oder auch unbewussten Gesten oder Blicken vorangetrieben hatte. Als ich das nicht mehr konnte, fühlte ich mich manchmal schon sehr orientierungslos am Mittagstisch.