Zwei Jahre lang war mein Gehör links stabil. Man kann Ziele haben, wenn man links stabil gut hört – auch wenn das Hörgerät die meiste Arbeit beim gut Hören macht. Man kann fast ein richtiges Leben führen. Aber jetzt ist das linke Ohr nicht mehr stabil. Neulich abends zogen wir uns den neuen Literaturclub auf dem Schweizer Fernsehen rein. Milo Rau gurrte wie eine Taube, Elke Heidenreich verrückte mit ihrer Stimme Möbel. Am nächsten Morgen im Bus hörte ich Eiszapfen hundertmal verstärkt auf Blechdächer klirren. Ich besuche meinen Vater im Talgrund. Wenn die Lifttür sich öffnet, macht sie ein Würgegeräusch.
Ich nehme meine Ziele und klopfe sie auf ihre Gültigkeit ab, das Klopfen klingt filzig.
Oh-ooooh – das hört sich nicht gut an. :-/
Nö, dieser Moment erschüttert mich immer irgendwie in den Grundfesten. Dann heisst es wieder: Schauen, wie es jetzt weitergehen soll.
Gib nicht auf, es findet sich bestimmt eine Lösung! 🙂
Das ist blöd!
Ja, finde ich auch. Liebend gerne würde ich schreiben, dass es heute schon wieder gut ist. Aber es stimmt eben nicht. Heute ist es immer noch gleich wie gestern.
ach ja, nix bleibt, wie‘s ist, und dann muß man wieder umdisponieren, zielmäßig, ach, wie ich das kenne…
es ist halt immer dafür gesorgt, daß die Bäume ja nicht in den Himmel wachsen!
Einen ganz lieben Gruß durch den Regen hindurch schick ich Dir!
Oh, vielen Dank, liebe Graugans! Ich hoffe, es regnet nicht allzusehr in Deiner Gegend, wir hören Schreckliches und ich denke viel an die Orte, wo das alles stattfindet. Wir haben ja einschlägige Erfahrungen hier mit Regenfluten und überschwemmten Flüssen.
Ich weiß jetzt nicht, ob ich dir Recht oder Unrecht tue: Obwohl du schon sehr oft über deine Hörprobleme geschrieben hast, bist du für mich nicht „die, die schlecht hört“, sondern stattdessen die Journalistin, die über Im-Wege-Steher geschrieben hat oder deren Mutter kurz vor der Zuhause-Ankunft mal gesagt hat „Verschrei es nicht. Noch sind wir nicht da“.
Es sind also eher kleine Episoden als deine dauerhafte Einschränkung, die ich mit deinem Namen verbinde.
Nein, ich habe nicht das Geführ, dass Du mir Unrecht tust, im Gegenteil! Ich freue mich sehr, dass Du es so siehst. Es ist sogar mein Ziel zu zeigen, dass man ja auch mit einer Behinderung in vielerlei Hinsicht „ganz normaler“ Mensch mit vielen Facetten ist. Aufklärung über Hörbehinderung ist wichtig und nützlich (ich bin nicht sehr gut darin). Das andere braucht es eben auch.