Schweizerdeutsch 5: St. Nikolaus und sein Begleiter

Samichlaus (rechts) und sein Assistent Schmutzli (Quelle: historyundusted.wordpress.com)

Samichlaus (m)
Hochdeutsch: St. Nikolaus

Schmutzli (m)
Hochdeutsch: Der meist schwarz gekleidete Begleiter von Samichlaus, entspricht am ehesten Knecht Ruprecht oder in Österreich dem Krampus

Die beiden kommen heute noch um den 6. Dezember herum bei Kindern zu Besuch. Früher verkörperten sie das Prinzip, dass es keine Belohnung ohne Strafe gibt. Der Samichlaus brachte die Belohnung: Er hörte sich unsere Sprüchli an, lobte und ermahnte gütig und verteilte Nüssli, Manderinli und Lebkuchen. Die Schmutzli – sie kamen meist als Rudel – waren seine wilden Begleiter und lieferten die Strafe. Meist gespielt von zehn- bis zwölfjährigen Buben, wetzten sie durch das Zimmer und liessen ihre Ruten zischen. Als Sechs- und Siebenjährige war ich beim Samichlaus-Besuch in grösster Furcht, dass so eine Schmutzli-Rute auf meinen Po niedersausen könnte.

Schmutzli-Rute (Quelle: deinparadies.ch)

Wohl als Siebenjährige sah ich in den blauen Augen eines Schmutzli-Buben mit schwarz bemaltem Gesicht eine Art heilige Begeisterung, mit der er seine Rute sausen lassen liess. Seither weiss ich, wie sehr manche Kinder (wohl auch Erwachsene) es geniessen, anderen Menschen Angst einzuflössen. Heute findet man sehr wohl noch Schmutzli-Ruten im Angebot von Online-Shops aber von den idyllischen Samichlaus- und Schmutzli-Bildern im Netz sind sie allesamt verschwunden.

4 Gedanken zu „Schweizerdeutsch 5: St. Nikolaus und sein Begleiter“

  1. Lustig finde ich am Schweizerischen diese vielen -li-Endungen. Das sind dann Manderinli und Nüssli und der Schmutzli. Es scheint, dass bei Euch alles ein bisschen niedlicher ist als bei uns.

    Ich bin in meiner Kindheit einem Nikolaus nur zwei Mal begegnet. Aber ich glaub, niemals mit dem Knecht Ruprecht. Einmal war ein Christkind dabei. Aber ich glaub mich zu erinnern, dass ich nie Angst hatte oder das überhaupt ernst genommen hab. Ich glaub, mein großer Bruder hat mir schon früh erklärt, dass das nur verkleidete Leute sind. Ich erinnere mich nur, dass ich mich dabei gefragt hab, wer unter der Verkleidung steckt.

    Damit ist dieses ganze System von Belohnung und Strafe nie bei mir angekommen. Zumindest nicht vom Nikolaus.

    1. Ja, diese Verniedlichung gehört zu unserer Sprache, vor allem im familiären Umfeld. Sehr seltsam, ich weiss auch nicht, weshalb das so ist. Beim Schmutzli habe ich jedoch immer vermutet, dass es sich nicht um eine Verniedlichung handelt, sondern vielleicht um eine Kurzform seines urpsrünglichen Namens (den ich allerdings nicht herausfinden konnte). Es handelte sich in meiner Kindheit ja um eine geradezu dämonische Figur. Heute habe ich in der Luzerner Zeitung gelesen, dass er nicht mehr gebraucht und daher wohl bald obsolet wird.

      Hier der Bericht: Hier der Bericht. Vom Kuschelpädagogik ist darin die Rede!

      Bei uns kam der Samichlaus immer mit einer ganzen Entourage. Es waren Schmutzlis dabei und Engel und auf der Strasse sieht man den Zug auch oft mit einem Esel.

        1. Ja, das war es. Mit dem Höhepunkt, an dem die herzigen Sechsjährigen voller Angst vor den ehrfurchtgebietenden Samichlaus und sein Gefolge treten und zitternd ihr Sprüchli aufsagen. Natürlich standen wir nachher jeweils zusammen und haben diskutiert, wer wohl unter der Maskerade stecken könnte. War es vielleicht Lehrer Bieri? 🙂

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