Gehörlos staubsaugen

Bevor ich staubsauge, schalte ich jetzt immer die Hörgeräte aus. Wenn sie laufen, ist mir der Staubsauger zu laut. Sind sie abgestellt, höre ich ihn gar nicht, und das ist tiptop so. Während gehörlos kochen gewöhnungsbedürftig ist, ist gehörlos staubsaugen einfach. Ich schaltete am Samstag also das Hörgerät aus und den Staubsauger ein. Dann fiel mir ein: Ich habe ihn noch nicht eingesteckt. Also gut, Stecker in die Dose.

Aber läuft das Gerät jetzt? Nicht sicher. Eigentlich müsste es laufen und eigentlich müsste ich an der Halterung zwischen Rohr und Schlauch die  durchschiessende Luft spüren. Aber nix. Ein paar Sekunden lang war ich unschlüssig. Das Hörgerät ein- und dann wieder ausschalten dauert lange 20 Sekunden. Dann fiel mir ein: Ich könnte ja mal die Hand unter die Düse halten. Ich meine: Wenn man dort den Wind nicht spürt, der ins Rohr saust, dann ist entweder die Hand oder das Gerät tot. Gesagt getan, und es brachte sofort eindeutige Resultate. Der Staubsauger lief noch nicht.

8 Gedanken zu „Gehörlos staubsaugen“

  1. Wie gehörlos tust Du staubsaugen? Lässt Du die Hörsysteme ausgeschaltet in Deinen Ohren und nutzt sie quasi als Ohrstöpsel oder nimmst Du die Hörgeräte raus?

    (Wenn ich meine Arbeitstage in meiner Wohnung verbringe, denke ich nicht daran, meine Ohren einzustöpseln. Erst wenn ich die Wohnung verlasse oder Lust auf Hintergrundmusik bekomme, setze ich dann die Hörgeräte ein.)

    1. Danke für den Kommentar, Sori! Du setzt die Hörgeräte in der Wohnung häufig gar nicht ein?! Das könnte ich nicht! Ich setze am Morgen als allererstes die kleinen Helfer ein, am Abend ziehe ich sie erst aus, bevor ich unter die Decke krieche. Ohne Hörgeräte würde ich mich auch in der Wohnung ängstigen. Aber ich weiss, dass Hörgeräte Tragende sehr verschieden sind. Wenn ich staubsauge, schalte ich die Dinger aus, behalte sie aber im Ohr. Du hast recht, sie sind dann auch gleich noch ein bisschen Ohrstöpsel, wobei ich den Staubsauger auch ohne sie nicht hören würde.

      1. Ich glaube, daran sind meine Eltern „schuld“. Als kleines Kind wurde ich mit dem Taschengerät versorgt und meine Eltern fanden es schrecklich. Vor allem der Anblick, dass mir Schnüre aus den Ohren wuchsen. So haben sie mir mit schöner Regelmässigkeit das Taschengerät abgenommen, wenn ich zu ihnen nach Hause kam. Ausserdem sind meine Eltern taub und wozu brauchte ich das Gerät, um mich mit meinen Eltern zu verständigen? Sie managen auch ihr Leben ohne Gehör.

        Ich gebe aber zu, dass ich hin und wieder Situationen erlebe, in der ich in meiner Wohnung ein undefinierbares Geräusch höre und verunsichert bin, weil ich die Hörgeräte nicht drinnen habe. Da ärgere ich mich manchmal, warum ich nicht gleich die Hörsysteme eingesetzt habe.
        Sie geben schon sehr viel Sicherheit, die technischen Helferlein.

        1. Zum Glück passiert ja nur sehr selten etwas, was man in der Wohnung unbedingt hören sollte! Nun ja, vielleicht wenn die Milch überkocht oder so. Ich erschrecke manchmal nachts, wenn mein Bett aus irgendeinem Grund kurz zittert. Aber im Allgemeinen ginge es, wenn man allein in der Wohnung ist, eigentlich ganz gut ohne.

  2. Es ist schon erstaunlich, wie viele Lebensbereich davon betroffen sind und wie man sich da behelfen muss… darüber macht man sich ja sonst gar keine Gedanken.
    Finde es toll, dass und wie du diese Einblicke in einen gehörlosen Alltag gibst… Danke dafür und liebe Grüße von zora

    1. Danke, Zora! Ich glaube, ich werde dem Thema im kommenden Jahr wieder etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Man kann sich dabei schön kurz fassen, es sind in meinem Alltag mittlerweile winzige Anekdoten.

  3. Entschuldige, dass ich beim Lesen etwas schmunzeln musste. Ich stellte mir vor, wie du die ganze Wohnung staubsaugst, und dann am Ende entsetzt feststellst, dass immer noch der Beutel leer und die Wohnung staubig ist.
    Für Hörende ist das Staubsauger-Geräsuch eher störend-lästig, aber dank dir verstehe ich jetzt den Sinn: man weiß, dass der Staubsauger auch tatächlich saugt.

    1. 😀 Das ist in der Tat eine lustige Vorstellung! Aber in einer viel benutzten und nicht allzuoft gestaubsaugten Wohnung wie unserer würde man auch mit dem Auge feststellen, ob der Staubsauger läuft oder nicht. Dann nämlich, wenn Papierfetzchen, herumliegende Zwiebelschalenteilchen oder die von der Spuckpalme auf dem Wohnzimmerboden verteilten Kanonenkügelchen nicht aufgesogen würden.

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