schtärnsverrockt (Adj.)
Standarddeutsch: sehr wütend, rasend
Achtung: Wer denkt, „verrockt“ sei Schweizerdeutsch für „verrückt“, sitzt einem falschen Freund auf; „verrockt“ heisst bei uns stets „wütend“. Wollen wir dagegen mitteilen, dass jemand nicht alle Tassen im Schrank hat, sagen wir: „är schpennt“.

Immer wieder bin ich versucht, meine Schweizerdeutsch-Lektiönli mit dem Irrsinn in den USA in Verbindung zu bringen. Aber dann ist mir meine Muttersprache dafür doch zu liebevoll, zu harmlos oder zu schade. Diesmal jedoch bin ich schtärnsverrockt über den orangen Koloss in Washington und seinen Adlaten, J. D. Vance. Wenn die beiden nicht mehr Freunde der Ukraine sein wollen, sollen sie es bitte einfach sagen und nicht Wolodimir Selenski im Weissen Haus vor der Weltöffentlichkeit abkanzeln. „Wer settigi Frönde hed, brucht keni Fende“, pflegte mein Freund, Carlito in solchen Lebenslagen zu sagen: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.
Oh das ist eine interessante „Serie“ für Sprachmenschen. Da muss ich mich gleich abonnieren. Liebe Grüße aus Wien !
Danke! Das freut mich sehr. Ich habe Dich auch schon seit längerer Zeit in meinem Feed.
Dass mit den Tassen im Schrank, bzw. nicht, hat gerade in Deutschland eine große Bedeutung. Fritze Merz bekommt von linksgrünen Menschen welche geschickt, weil er ihnen unterstellt hat, sie hätten nicht alle…
Oh, das ist aber eine hübsche Aktion! Die CDU-Parteizentrale in Berlin muss wohl bald Abfallmulden für Tassen bestellen. Ganz erstaunlich, dass Herr Merz nun trotzdem mit der SPD koalieren will, er bezog seine abschätzige Bemerkung ja auf linksgrün generell.
Vielleicht schaut dort jemand in der Parteizentrale all die hübschen Stücke an wie man im Brockenhaus die Tassen im Angebot anschaut. Da hat es sicher ein paar vielsagende Stücke drunter!
Zu „Aber dann ist mir meine Muttersprache dafür doch zu liebevoll, zu harmlos oder zu schade“: Wahrscheinlich ist das das Geheimnis der Schweiz, warum sie noch nie in ernsthafte Konflikte und Kriege verwickelt waren.
Wie hätte das Streitgespräch im Oval-Office wohl in deiner Muttersprache geklungen? Schreib doch mal so einen Sketch à Emil Steinberger.
Ui, nein, darüber könnte sich nicht einmal Emil lustig machen! Da spielt ein Irrer mit unserer Zukunft hier in Europa, wenn Du mich fragst. Und verhöhnt den Repräsentanten der Ukraine, wo Abertausende Tote zu beklagen sind und Menschen in zerbombten Städten leben müssen. Das ist allenfalls Stoff für die zynischste aller Satiren. Aber nicht für Emil.
Sicherlich ist es ein sehr weites Feld, aber ein Gedanke kommt mir immer wieder: Wenn ich so durch meine Stadt gehe – und in diener Stadt wird es nicht anders sein – dann sehe ich immer mehr Menschen, die augenscheinlich nicht ganz „dicht in der Birne“ sind, also offenbar IRRE, die eigentlich in einer entsprechenden Anstalt untergebracht werden müssten. Aber solche Anstalten gibt es heutzutage ja wohl nicht mehr.
Und nun meine Frage/Überlegung: Wie kann es sein, dass von Zeit zu Zeit es immer wieder einer dieser offensichtlichen IRREN an die Spitze eines Staates schafft – also, dass er anstatt von seinen Mitmenschen „eingewiesen“ zu werden, er auch noch hofiert wird. Wer hat dann die Schuld – der IRRE, von dem es ja auch noch Tausende andere Exemplare gibt, die ein trauriges Dasein fristen, oder die Umwelt, die widerspruchslos alles tut, was der IRRE sagt?
Ich weiß nicht, ob das eine Frage für Historiker oder für Psychologen ist. Also: wenn eine so große Anzahl an Menschen feststellt, dass da ein IRRER am Werk ist, würde man ihn normalerweise doch hinter eiserne Gardinen stecken.
Dazu zweierlei: Wenn ich „irr“ schreibe, so meine ich nicht „psychisch beeinträchtigt“ im medizinisch-diagnostischen Sinne. Ich verwende das Wort „irr“ wie wir es in der Umgangssprache verwendet, für Menschen, die, subjektiv betrachtet, bei ihrem Urteil oder mit ihrem Verhalten schwer in die Irre gehen (möglicherweise aufgrund einer psychischen Erkrankung, aber vielleicht auch aus anderen Gründen).
Warum die Republikanische Partei zweimal einen Präsidentschaftskandidaten zur Wahl gestellt hat, der sich offensichtlich nicht um die Grundwerte der USA schert, musst Du jemanden von der Republikanischen Partei fragen.
Ich verstehe schon, was du mit „irr“ meinst.
Was der Grund für dieses „irr“ ist und inwieweit jemand dafür verantwortlich ist, das ist wiederum ein (politisch) weites Feld, wo die „Linken“ anderer Meinung sind als die „Rechten“.
Ich hatte ja schon mal an anderer Stelle geschrieben, dass die meisten Menschen „falsch“ wählen, also nicht im eigenen persönlichen Interesse. Am härtesten sind die Amerikaner von der Trump-Musk-schen Politik getroffen, die nun um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen – sei es in der Verwaltung oder in gemeinnützigen Organisationen. Jeder, der keinen Profit erwirtschaftet, wird eliminiert. Das ist darwinistischer Kapitalismus pur. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mehr als die Hälfte der Amerikaner das so gewollt hat (und einen EIGENEN Nutzen aus so einer Politik zieht).
Sozialdarwinismus pur – gute Bezeichnung für das, was da gerade abgeht. Trump ist ja bekannt für seine Winner-Loser-Ideologie. Und es scheint ganz seine Absicht zu sein, nun ganz klar zu definieren, wer die Loser sind und für sie keinerlei diplomatische Umgangsformen und sowieso keinen roten Cent mehr lockermachen zu wollen. Es ist bitter für die Ukrainer. Und es ist auch bitter für die US-Bürgerinnen und Bürger, die Trump gewählt haben in der Hoffnung, dass er etwas für sie tut. Die anderen konnten es wissen, wenn sie hingehört haben.