Schweizerdeutsch 34: ein loses Kleidungsstück

Schlüttli (N, n)

Standdardeutsch: Säuglingsjäckchen; kann aber jedes für andere leicht zu handhabende, lose sitzende Kleidungsstücke verwendet werden.

Am Dienstag war ich für eine Operation im Spital. Nichts Ernstes, aber ich bekam eine Vollnarkose. Seither bin ich zerstreut und mein Kreislauf macht mir zu schaffen. Vorhin habe ich versucht, wieder zu schreiben. Schreiben hilft mir, wenigstens meine Seele wieder mir selbst zurückzugeben. In meinem Tagebuch notierte ich, wie die OP vor sich ging. „Ich musste mich ausziehen und so ein Schlüttli anziehen, wie heisst das bloss auf Deutsch? Mir fällt nur ‚hospital gown‘ ein; ein englischer Ausdruck, an dem im Nebel meiner Erinnerung ein ganzes Gedicht hängt, oder vielleicht ein Song. Was war das nur? Ich google, aber ich finde es nicht heraus.

Wenigstens bei der Übersetzung ins Standarddeutsche hilft Dr. Google: Ich musste einen Krankenhaus-Einweg-Patientenkittel überziehen.

7 Gedanken zu „Schweizerdeutsch 34: ein loses Kleidungsstück“

  1. Dieser Einwegkittel ist auch ein Hemd ohne Taschen, wenn du dich an den bisserl makaberen Hintersinn erinnerst.
    Beim Säuglingsjäckchen musste ich an Zimmerlis hochwertige Wollwäsche denken. Kommt von dort her wo du lebst. Aber wem sag ich das? 😉
    Und was du gerade durchmachst ist eine abgeschwächte Form das postoperativen Delirs.
    Vor fünf bis sechs Jahren, als es mir meine Kniescheibe zerbröselt hat, musste ich mich zweimal daran operieren lassen, das zweite war die Metallentfernung. Beide Male natürlich mit Vollnarkose, und beide Male war ich hinterher entsetzlich vergesslich und stand ziemlich neben mir. Davon abgesehen wurde ich nach jeder OP noch ein Stück hinfälliger. 🥴 Das hat lange gedauert, ich glaube monatelang, bis ich mich jeweils davon einigermaßen erholt hatte. Meinen sensiblen Organismus belasten die Betäubungsgifte der Narkose mehr als andere Patienten. Natürlich versuche ich deshalb, um jede weitere OP drumrum zu kommen. Kann ich nur hoffen, dass mich nichts mehr erwischt.

    Inzwischen ist es doch hoffentlich wieder ausgestanden bei dir? Alles Gute wünsche ich dir!

    1. Der Vergleich mit dem Hemd ohne Taschen ist sehr passend, finde ich. Ich hatte ja nun seit 2022 die dritte Vollnarkose, und dieser Moment, wenn ich in den Einwegkittel wechsle, kommt mir immer wie ein kleiner Tod oder zumindest eine Metamorphose vor. Ich gebe meinen Körper weg, in fremde Hände, und während ich weggetreten bin, wird er bearbeitet. Danach fühlt man sich ja leider Gottes nicht wie ein neuer Mensch, jedenfalls nicht zunächst.

      Das mit der Kniescheibe war sicher langfristig sehr schmerzhaft! Wie Du fühle ich mich nach jeder OP ein wenig hinfälliger. Aber mit der Zeit baue ich dann jeweils wieder Kräfte auf und weiss, wohin der Weg geht. Es braucht nur einfach etwas Geduld. Aber ich fühle mich schon viel stärker als noch vor drei Tagen. Und Dir wünsche ich auch, dass Dein Zustand stabil bleibt!

  2. Absatz 1 – alles bis zum Schluss richtig.
    Absatz 2: die Kniescheibe schmerzt schon lange nicht mehr, das waren eh noch die geringsten Beschwerden. Nur kann ich seither mit dem anderen Fuß nur unter Schmerzen gehen und stehen, dabei unternehme ich dagegen was ich kann, das kostet mich jeden Tag viel Zeit. 😖
    Desgleichen gilt für mein Leben mit der Mitochondryopathie: ein einziger Kampf. 🥴
    Von Herzen Danke schön! 🫂

    1. Oh, das klingt alles sehr schwierig! Ich wusste nicht mal, was eine Mitochondryopathie ist. Sicher ein Spiessrutenlaufen, bis Du eine vernünftige Diagnose hattest! Eine herzliche Umarmung, auch von mir!

  3. Zumindest ist der standarddeutsche Ausdruck am präzisesten – vor allem das „Einweg“. Also, dass weder vor noch nach dir Jemand dieses Kleidungsstück anhat. Und auch, an welchem Ort (Krankenhaus), von wem (Patient) es getragen wird und wie es aussieht (Kittel), geht daraus deutlich hervor.

    In einer „normalen“ Sprache werden solche Wörter natürlich nicht verwendet, und ich kann mir vorstellen, dass auch die Krankenschwestern für dieses Kleidungsstück ein anderes – kürzeres – Wort verwenden.

    1. Ja, das glaube ich auch! Bestimmt gibt es Krankenschwestern-Slang für so etwas! Ich werde bei Gelegenheit meine Nachbarin fragen, die Pflegerin war.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert