Schpargle (N, hier im Plural)
Standarddeutsch: Spargeln, zum Beispiel in „Es gibt Spargeln zum Abendessen“
Eines Tages vor vielen Jahren lud meine deutsche Freundin Helga uns zum Essen ein. „Es gibt Spargel“, sagte sie. Ich war befremdet, denn bis zu jenem Tag hatte ich nicht gewusst, dass „Spargel“ für Deutsche etwas Unzählbares ist, wie für Engländer „fish“ oder „sheep“. Wo doch die Zahl der weissen oder grünen Gemüsepfähle, die man beim Spargelessen auf dem Teller hat, meist gut überschaubar ist. In der Schweiz kommt die Spargel daher im Plural auf den Tisch, das lässt sich unschwer in schweizerischen Internet-Kochrezepten nachprüfen, zum Beispiel hier. Wir sagen: „Zom Znacht gits Schpargle.“ Es hat möglicherweise auch damit zu tun, dass das Wort „Schpargel“ für uns ein Zungenbrecher wäre, gewiss würden wir – jedenfalls im Luzernischen – schnell vom „Schpargu“ sprechen, das könnte dann auch singular sein, und so wüssten wir nicht sicher, ob wir vielleicht nur einen Spargel auf den Teller bekommen, was auch einen kleinen Hunger niemals stillen würde.
Sprachen sind nicht so logisch wie Mathematik. Deshalb kann ich auch nicht erklären, warum „Spargel“ im Deutschen unzählbar ist (ebenso wie Engländer das in Hinsicht auf „fish“ und „sheep“ wohl auch nicht erklären können).
Zum Glück hast du aber nun die Deutschen vorgewarnt, in der Schweiz nicht „Spargel“ zu bestellen, weil sie davon nicht satt werden würden.
Danke, Rabi, schöner Kommentar! Ich glaube nicht, dass ihr Deutschen bei einem Besuch in der Schweiz hungern müsstet. Unsere Gastronomie-Leute sind mehrheitlich gut vorbereitet auf deutsche Gäste. Aber man weiss ja nie 🙂
Mein Englischlehrer hat das mit fish und sheep (und und übrigens people) jeweils damit erklärt, dass man die Fische in einem Schwarm und die Schafe auf der Weide (und die Leute in der U-Bahn-Station) gar so schlecht zählen kann. Das hat mir eingeleuchtet. Auf dem Teller (oder am Esstisch) sieht die Situation auch hier anders aus 🙂
So ganz leuchtet mir die Erklärung deines Englischlehrers nicht ein. Dann müsste das ja auch auf andere Tiere wie „bird“ oder „ant“ zutreffen. Ich weiß noch, dass der Reiseführer in Florida immer „peoples“ sagte, wenn er „Leute“ meinte. Vielleicht nimmt man es dort nicht so genau. Andereseits: Wie lautet denn der Singular von „Leute“?
https://i.postimg.cc/7PGZQH4p/leute.jpg
Man kann die Seite aber wohl nicht so ganz ernst nehmen.
Ja, da hast Du recht, und wohl auch mit Deiner Eingangsbemerkung, dass Sprachen nicht immer logisch sind. Mit „the peoples“ meint aber wohl die Völker, oder? Also, zum Beispiel „die indigenen Völker“ oder so. Sonst spricht er anders Englisch als jede Person, die ich bis jetzt kennen- oder lesen gelernt habe (und das sind nicht wenige).
Das Wort „Spargle“ wirkt auf mich sehr schweizerisch wegen der Endung -le, die ihr ja öfters benutzt. Meist zur Verkleinung, oder?
Nun, ja, in den meisten Deutschschweizer Dialekten ist „li“ die gängige und omnipräsente Verkleinerungsform. „le“ als Verkleinerungsform gibt es nur in Basel. In Basel würde eine kleine oder niedliche Spargel aber wahrscheinlich „e Schpärgele“ heissen, bei uns „es Schpärgeli“ oder, plural, „d’Schpärgeli“.
„Schpargle“ ist einfach die Umkerung von „Spargel“.
Ach, dann habe ich das wahrscheinlich mit dem Schwäbischen durcheinander geworfen. 💡 In Baden-Württemberg wird ja viel mit -le verkleinert.
Ja, das vermute ich auch 🙂