Warum lege ich solchen Wert auf Einhaltung der Regeln?

Seit ich mich wieder vermehrt mit meiner Schwerhörigkeit auseinandersetze, habe ich eine fatale Neigung entwickelt: Ich fange an, alles, was mir passiert, unter dem Gesichtspunkt der Schwerhörigkeit zu analysieren. Warum zum Beispiel bin ich im Fitness-Center vielleicht etwas zu versessen darauf, dass die anderen Frauen die Regeln einhalten? Warum hat es mir dort so schnell zu viele Leute? Weil ich in diesem Getöse von Musik und sportlichem Aktivismus nicht so locker mündlich interagieren kann wie andere? Weil ich deshalb mehr auf Regeln angewiesen bin? Oder bin ich etwa eine spiessige, alte Blockwart-Schweizerin geworden bin? Eine, die bei der kleinsten Störung von Ruhe und geordneten Abläufen „wehret den Anfängen!“ schreit?! Nein, darüber will ich gar nicht nachdenken! Ich will mich nicht wegen jeder misslichen Situation des Zusammenlebens mit meiner Schwerhörigkeit auseinandersetzen oder mich gar auf meine Schwerhörigkeit hinausentschuldigen! Es gibt noch so viel anderes, was mich zu der Person gemacht hat, die ich bin,  auch wenn ich mein eigenes Handeln mal grad nicht so sympathisch finde.

5 Gedanken zu „Warum lege ich solchen Wert auf Einhaltung der Regeln?“

    1. Ja, eben. Der Punkt ist ja: Ich will mich hier gar nicht über die Schwerhörigkeit beklagen. Nur habe ich halt gemerkt, dass die Leute sich dafür interessieren, wie das überhaupt ist, schwerhörig zu sein. Deshalb schreibe ich ab und zu drüber. Aber ich muss noch herausfinden, wo die Grenze ist, wenn es in diesem Zusammenhang um die Ergründung der eigenen Seelentiefen geht.

  1. Ich kann dich voll und ganz verstehen, auch wenn ich nicht schwerhörig bin. Wo Menschen zusammenkommen, muss es notwendigerweise Regeln geben, weil sonst Chaos herrscht. Natürlich kann man bestehende Regeln infrage stellen und sich darauf einigen, unsinnige Regeln abzuschaffen.

    In der Bibliothek stört es mich auch, wenn sich Leute im Lesesaal unterhalten oder mit ihrem Handy telefonieren. Das ist gegen die Ruhe-Regel. Welche Regeln es diesbezüglich in Fitness-Centern gibt, weiß ich nicht. Aber dort sind die Leute doch zum Sport-machen und nicht zum quatschen.

  2. Bei uns im Fitness-Center ist es halt so, dass Du im Prinzip in einem Kreis bist und Dich jede Minute zur nächsten Stele bewegst. Das wirkt für einige offenbar zu stark getaktet, so im Stil von „Modern Times“ von Charlie Chaplin. Die machen das dann nicht richtig mit. Das allein macht mir nichts aus, dann mache ich halt einen Bogen um sie herum. Wenn sie dann aber zu zweit kommen, Platz für vier brauchen und über mehrere Takte hinweg die beiden federnden Stangen für sich beanspruchen, die überhaupt da sind, und von denen ich eine genau jetzt brauchen würde – dann hat meine Toleranz ein Ende und ich gehe dann hin und fordere die eine Stange für mich ein.

    Wenn Leute in der Bibliothek quatschen, ist mir das relativ egal. Ich stelle einfach die Hörgeräte ab. Früher habe ich mitunter Ohropax mitgenommen. Nicht sooo angenehm, aber praktisch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert