Château d’Oex: Sommerfrische

Schlittschuhläufer während der grossen Zeit des Wintertourismus in Château d’Oex anfangs des 20. Jahrhunderts (fotografiert im Musée du Pays-d’Enhaut, in das wir vor der grossen Hitze flohen.)

Eben sind Herr T. und ich aus den Sommerferien in der Westschweiz zurückgekommen. Die letzten sieben Tage verbrachten wir in den Waadtländer Alpen, in Château d’Oex (man sagt Schato Dee, nicht Schato Döö, ich weiss nicht, warum). Auch dort oben, auf fast 1000 Metern über Meer, war es fast jeden Tag über 30 Grad. Aber nachts wurde es angenehm kühl.

In der Deutschschweiz ist der Fremdenverkehrsort mit seinen rund 3700 Einwohnern wenig bekannt. Dabei liegt er nur 15 Kilometer entfernt vom mondänen Gstaad und war früher eine beliebte Destination für englische Wintertouristen. Sie zuckelten von Montreux mit dem Zug herauf und vergnügten sich beim Schlittschuhlaufen und auf den Skiern. Doch die Skipisten am Berg sind seit 2018 „vorübergehend“ ausser Betrieb und die Seilbahn dorthin liegt weithin sichtbar still. Wahrscheinlich fällt zu wenig Schnee.

Das Dorf ist also alles andere als überlaufen, aber es lebt. Jetzt, wo die Sommersaison begonnen hat, zischen Radfahrer*innen in mitunter halsbrecherischem Tempo die Landsträsschen entlang, die Restaurants sind leidlich voll, am Wochenende steigen rote Ballone aus den Wiesen und heute und morgen sind in der Bahnhofunterführung Scherenschnitt-Tage. Château d’Oex ist auch Landwirtschaftsgebiet. Auf den Feldern riecht es nach frisch geschnittenem Heu, oft auch nach Bschötti oder nach beidem gleichzeitig.

Die Aussicht von unserer Ferienwohnung.

 

Wir fühlten uns dort – trotz Ferienwohnung mit magischer Aussicht – zunächst beengt. Wanderungen bis hinauf auf die kühlen Gipfel konnte ich wegen meiner schmerzenden Knie keine machen, unten im Tal war es zu heiss für lange Touren. Aber dann fanden wir das Museum und das Schwimmbad und machten Spaziergänge im Schatten der Wälder. Und abends taten wir manchmal nichts anderes als zuzuschauen, wie die Schatten der Nacht aus dem Tal allmählich die Berge hochkrochen.

Seit wir gestern zu packen begonnen haben, habe ich den Blues. Seit 25 Jahren sind Herr T. und ich fast jeden Sommer zusammen verreist. Fast jedesmal bin ich am Schluss auch mit einer gewissen Vorfreude wieder nach Hause gekommen, aber gestern und heute war ich ein paarmal ein richtiger Stinkstiefel. Es liegt nicht an Château d’Oex. Es liegt vielleicht daran, dass es so schöne drei Wochen waren – und dass diese Hitze etwas derart Endzeitliches hat, dass mehr als nur meine Ferien zur Neige zu gehen scheinen.

 

3 Gedanken zu „Château d’Oex: Sommerfrische“

  1. Die Hitze der letzten Tage hat dazu geführt, dass wir dieses Jahr überlegen, unseren Urlaub zu Hause zu verbringen und nur Tagesausflüge an den kühleren Tagen zu unternehmen. Dieses Jahr konnten wir nur Ende Juli auf der Arbeit frei bekommen…

    1. Oh ja, da könnte es immer noch sehr heiss sein. Ihr habt aber Glück, dass Euer Haus offenbar an einem relativ kühlen Ort liegt. Bei uns zu Hause wird es nachts in den heissesten Tagen des Jahres um die 26 Grad. Deshalb tue ich genau das Umgekehrte: Ich überlege gerade, wie ich in den heissesten Julitagen zu erträglichen Preisen ein Wochenende lang an einen kühleren Ort komme.

  2. Ungefähr diese Nachttemperaturen haben wir im Ruhrgebiet auch, wenn es tagsüber heiß war. Naja, entschieden ist noch nichts, und da wir unsere Reisen immer selbst planen und buchen, können wir auch spontan wegfahren.

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