Seit ich mich wieder vermehrt mit meiner Schwerhörigkeit auseinandersetze, habe ich eine fatale Neigung entwickelt: Ich fange an, alles, was mir passiert, unter dem Gesichtspunkt der Schwerhörigkeit zu analysieren. Warum zum Beispiel bin ich im Fitness-Center vielleicht etwas zu versessen darauf, dass die anderen Frauen die Regeln einhalten? Warum hat es mir dort so schnell zu viele Leute? Weil ich in diesem Getöse von Musik und sportlichem Aktivismus nicht so locker mündlich interagieren kann wie andere? Weil ich deshalb mehr auf Regeln angewiesen bin? Oder bin ich etwa eine spiessige, alte Blockwart-Schweizerin geworden bin? Eine, die bei der kleinsten Störung von Ruhe und geordneten Abläufen „wehret den Anfängen!“ schreit?! Nein, darüber will ich gar nicht nachdenken! Ich will mich nicht wegen jeder misslichen Situation des Zusammenlebens mit meiner Schwerhörigkeit auseinandersetzen oder mich gar auf meine Schwerhörigkeit hinausentschuldigen! Es gibt noch so viel anderes, was mich zu der Person gemacht hat, die ich bin, auch wenn ich mein eigenes Handeln mal grad nicht so sympathisch finde.