Früchtchen und Fragen 2

Aus winzigen, grünen Knoten sind orange Früchtchen geworden.

Die Zeit vergeht, es ist ein grosses Werden und Vergehen rundum. Mein Körper ist ein altes Haus und braucht Sanierungsarbeiten oben, in der Mitte und unten. Er ächzt, aber er lebt.

Und es hat sich gelohnt, dass ich das Kumquat-Bäumchen auf unserem Balkon einen Winter und Frühling lang liebevoll angeschaut, gegossen und gedüngt habe. Aus grünen Knöllchen sind orange Früchte geworden, zwei bis vier Zentimeter lang. Sie schmecken säuerlich, herb und süss zugleich.

Früchtchen und Fragen

Werden aus diesen Knöllchen Kumquats werden?
Herr T. hat dann doch kein Covid-19 bekommen, und mittlerweile sind meine Blutwerte wieder beinahe normal. Essen schmeckt wieder besser, und gestern habe ich einen langen Spaziergang mit dem Pedestrian gemacht. Ich bin dafür sogar in einen nicht allzu vollen Überlandbus gestiegen und habe mich dem in der Schweiz stets spürbaren Druck gebeugt, dabei keine Maske zu tragen. „Bin ich jetzt gerettet?“ frage ich mich. Mir ist klar: Sicher sein werde ich vielleicht nie.

Täglich tue ich zwei Dinge: Ich gehe hinaus auf den Südbalkon und betrachte unser Kumquat-Bäumchen, das dieses Jahr zum ersten Mal geblüht hat. Ich betrachte die grünen Knöllchen, die zurückgeblieben sind und frage mich: Werden daraus orange Früchte werden? Werden sie vielleicht sogar reif? Und mit der gleichen Mischung aus Neugier, Freude und Ungeduld lüfte ich den Turban auf meinem Kopf, zupfe an einem der noch spärlichen Stoppel und frage mich: Bekomme ich jetzt wieder Haare?