Sensemann

Gestern habe ich Herrn Hooligan in einem Brief erzählt, was bei uns seit seinem Besuch zum Jahreswechsel so alles passiert ist. Dann erörterte ich kurz die Weltlage, wie wir das in unseren Briefen so tun. Er stets optimistisch, ich stets etwas düster. Ich endete mit: „Um auch die heitere Seite zu sehen: Ich bin in diesen Tagen sehr fröhlich, beinahe schwindlig vor Glück.“ Ich schrieb nicht, warum. Ich wollte ihn nicht in Sorge versetzen. Ich hätte geschrieben: „Ich sehe den Tod hinter mir in an die Wand gelehnt, ein Knochengestell. In der einen Hand hält er die Sense, in der anderen eine Zigarette. Ich weiss nicht, ob die Zigarette lang ist oder kurz. Aber ich weiss: Wenn er fertig geraucht hat, wird er sie lässig wegschnippen und die Sense in beide Hände nehmen. Ich weiss nicht, ob er für jemand anderen kommt oder für mich. Aber ich weiss: Ich bin frei, das beste zu machen aus der Zeit, die mir bleibt.“

2 Gedanken zu „Sensemann“

  1. Ein schönes Bild vom Tod. Und dass seine Anwesenheit dich fröhlich stimmt, ja, dir «beinahe schwindlig vor Glück» wird, gefällt mir. Ich stehe ähnlich zu ihm. Und warum ihm nicht eine Zigarette anbieten, und noch eine, und noch eine? Du weisst ja, wie Raucher sind.

    1. 😀 Grossartige Idee! Ich glaube, ich besorge mir ein Päckchen. Muss nur aufpassen, dass ich dabei nicht selbst in Versuchung gerate.

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