Wüstenlandschaft im Westen Syriens
Wir verliessen Palmyra und fuhren nach Süden, mitten durch die Wüste. Ich war überwältigt von der Wüste, von ihrer unbarmherzigen Schönheit und Leere. Kein Wunder, dass die Menschen hier immer nach Gott gesucht und einen unfassbaren Einzigen gefunden haben, dachte ich.
Am Strassenrand sahen wir da und dort einfache Behausungen, weitab der Dörfer. Orientierung boten dort für unsere Augen nur die Strasse und der Schotter. Es gab Beduinenzelte und Schafe. Die biblischen Hirten auf dem Felde sind seither für mich nicht die alten Männer, die bei uns mit ihren Schafen durch weihnachtlich dekorierte Dörfer ziehen – sondern ganze Familien, die mitten im Geröll des Nahen Ostens ihr karges Auskommen suchen.
An einer grossen Kreuzung bogen wir nach links ab. „Das ist die Autobahn von Damskus nach Bagdad“, sagte unser Tourleiter. Nie habe ich so viel Fernweh gehabt wie an dieser Strassenkreuzung. Es war am 14. Oktober 1998.
Hier hielten wir bei einer Autobahnraststätte. Sie sah einem McDonalds nicht unähnlich, und wir erwarteten Kaffee und Eis am Stiel. Aber schon bei der Tür raubte uns dicker, feuchter Käsegeruch fast die Sinne. Ich meine: Ich bin als Kind oft in der Käserei meines Onkels gewesen und halte puncto Käsegeruch einiges aus. Aber das hier war eine ganz andere Liga.
Wir gingen an den niederen Tischen vorbei, an denen bärtige Beduinen sassen und angeregt parlierten. Verstohlen blickte ich auf ihre Teller, um die Quelle des Käsegeruchs zu finden. Dort lagen lange, geringelte Käseschnüre wie Spaghetti.
Sah so aus:
Quelle: www.seriouseats.com
Erst nach all den Jahren habe ich hier herausgefunden, was das war. Probiert haben wir’s damals nicht. Nur gerochen.
Den Text finde ich wunderschön. Jetzt werden wahrscheinlich keine Beduinen mehr dort leben, sondern Kopfabschneider vom IS.
Wie kann man Gott in der Leere finden? Weil man dann leer und aufnahmebereit ist?
REPLY:
Danke für das Kompliment.
Wer weiss, wo die Beduinen jetzt sind und wie sie mit den IS-Kopfabschneidern zurechtkommen. Aber IS-Gebiet ist diese Autobahnraststätte mit grosser Wahrscheinlichkeit jetzt schon.
Warum man in der Wüste Gott sucht? Weil sie überwältigend schön und verdammt gefährlich ist. Weil man dort Schutz brauchen könnte und er nur von einem unsichtbaren Ort kommen kann. Weil man darin klein und und verloren ist und ihre ungeheure Grösse sieht. Weil man leer ist? Ja, so kann man es wohl sagen.
Jetzt stellt sich also nach Jahrzehnten des Werweissens heraus, dass dieser geruchsintensive Spagetti-Käse weder aus Schaf- noch aus Ziegenmilch gemacht wird, sondern aus hundskommuner Kuhmilch – quel surprise!
REPLY:
grad in Amerika bist! Da bringst Du sicher neuen Stoff heim – damit wir auch in Zukunft noch etwas zu Werweissen haben! Good morning, America!