Das Pflänzchen auf dem Bild ist meine allererste eigene Tomatenstaude. Immer habe ich davon geträumt, eigene Tomaten zu ziehen. Ich liebe den Duft von Tomatenstauden, und die roten Kugeln aus dem Supermarkt schmecken mir oft nicht mehr. In unserer alten Wohnung war der Balkon zu klein für Gartenexperimente. Aber jetzt haben wir eine schöne, grosse Loggia. Das Pflänzchen bekam ich von einer Nachbarin aus der Nummer 6, im Austausch gegen unseren Borretsch.
Jeden Morgen besuche ich als erstes mein Balkongärtchen. Ich rieche an den Tomatenblättern, schaue nach dem Basilikum, den wir im April knapp vor dem Eingeschneitwerden retten konnten. Ich staune darüber, wie der Borretsch plötzlich wuchert.
„Und dann gab es ein Pelatischiessen“, sagt Herr T. beim Kaffeetrinken. Pelatischiessen? Meine Ohren spinnen wieder, es ist krass. X-mal sagt Herr T. „Pelatischiessen“. Er berichtet von einem Fussballmatch, den er gesehen hat. Am Schluss stand ein Unentschieden, und es gab ein episches Pelatischiessen. Dann kamen die Goalies zum Zug, und dann gewann Villareal. So viel habe ich verstanden.
Einen Tag später steht es auf allen Online-Portalen: Die Schweiz bricht mit der EU. Ich möchte aufstehen und Tomaten kaufen, eine dünnschalige Sorte, oder vielleicht auch Pelati. Ich würde sie unseren sieben Bundesräten mit der ganzen Wucht meines Zornes an den Kopf schleudern. Dass sie es soweit haben kommen lassen!