Eine Reise im Kopf


Baum auf der Insel Korsika (Quelle: skiinfo.de)

Lasst es mich kurz und bündig sagen: Ich habe diese anders „Denkenden“ sowas von satt. In den letzten Tagen gingen hierzulande politisch wieder mal die Wogen hoch, und der Irrsinn fegte auch durch mein Büro. Grauenerregend. Wirklich, ich kann es im Körper spüren. Ich fühlte ich mich wie vor Jahren, als ich bei stürmischem Wetter an einem Strand in Korsika zeltete. Nach vier Tagen Westwind kam ich mir so verbogen vor wie der einzige Baum, der weit vorne am Meer stand.

Kurz nachdem der politische Aufruhr seinen Höhepunkt erreicht hatte, lag ich im Stuhl meiner Dentalhygienikerin. Sie schabte so sachte an meinen Zahnhälsen, dass ich Zeit zum Nachdenken hatte. Der Punkt ist: Ich kann wenig tun gegen die Narretei, die sich tagtäglich an meinem Schreibtisch manifestiert. Meistens nehme ich das alles mit Humor. Aber jetzt wird es mir zu viel. Ich brauche Strategien, um mich zu schützen.

Ich denke an meinen vom Wind verbogenen Baum auf Korsika. Ich sehe die Hügel am Strand mit dem körnigen, rötlichen Sand. Ich sehe das Flüsschen, das wenig Schritte von unserem Zelt ins Meer mündet. Ich habe es oft durchwatet damals, es war kaum knietief. Ich war keine 20 und hingerissen von den von Wind und Wetter zurechtgeschmirgelten Felsen rundum. Vom Ginsterduft der Macchia in der Nacht. Ich konnte mich an allem kaum sattsehen und -riechen. Ich sehe die Kaserne von Bonifacio im harten Nachmittagslicht. Ich sehe die Sonnenuntergänge nach dem Sturm. Für Momente sieht die Welt bei so einem Sonnenuntergang ewig aus. Ich habe mich schon viele Jahre nicht mehr an diese Reise erinnert. Aber jetzt tue ich es. Es fühlt sich gut an. Als die Dentalhygienikerin fertig ist, kann ich wieder gerade stehen.

Ist es so einfach, so banal? Das Meer, der Strand, ein Sonnenuntergang? Egal. Ich werde das jetzt öfter tun.