Süschtem Adler
Standarddeutsch: System Adler
Erläuterung: 1971 brachte mein Vater eine riesige, uralte Hermes-Schreibmaschine von der Post mit. Er schenkte sie meiner Mutter, denn diese wollte das Zehnfingersystem lernen. Sie schrieb immer noch im „Süschtem Adler“, wie mein Vater sagte. „Was heisst das, Süschtem Adler?“ fragte ich, damals sechs Jahre alt. Mein Vater: „Das heisst, dass man den Zeigefinger über der Tastatur kreisen lässt wie ein Adler, der nach Beute Ausschau hält. Bis man den richtigen Buchstaben endlich gefunden hat. Dann stösst man den Finger in die Tiefe.“
Meine Mutter konnte richtig schnell im Zehnfingersystem auf so einer mechanischen Schreibmaschine schreiben. Das hatte ich als Kind immer bewundert, und dann wollte ich das auch können. Da man so etwas in der Schule aber nicht lernt, hatte ich parallel zur Berufsausbildung einen Maschinenschreibkurs besucht.
Von da an amüsierte ich mich dann über Kollegen, die – wenn auch blitzschnell – mit „Süschtem Adler“ schrieben.
Banker, die das Zehnfingersystem nicht konnten?! Das erstaunt mich jetzt! Da hattest Du sicher einen Vorsprung zu den anderen. Ich glaube, meine Mutter hat damals auch einen Kurs gemacht. Sie brauchte die Fähigkeit aber kaum je, im Unterschied zu mir. Ich muss hier hinzufügen, dass diese Schreibmaschine mein Schicksal besiegelte. Sie kam, als ich gerade schreiben lernte, und ich schrieb darauf – im Kindergarten – meine erste Geschichte und wollte danach nie mehr etwas anderes tun. Ich tat es zuerst auch im Süschtem Adler, später versuchte ich mir das Zehnfingersystem autodidaktisch beizubringen, mit dem Lehrbuch meiner Mutter, ganz seriös. Ich kam dabei aber nicht sehr weit. Ich fand’s langweilig. Ich schreibe mit zehn Fingern, aber nicht so, wie man es in Kaufleute-Ausbildungen lernt oder lernte. Die heutigen Tastaturen sind ja sehr leicht zu bedienen.
Vor meiner Ausbildung hatte ich Abitur gemacht – da lernt man Fremdsprachen und Mathe, aber nicht Schreibmaschine schreiben. Der Kurs war richtig gut (und hart). Schreibmaschine ohne Buchstaben auf den Tasten. Und manchmal mussten wir auch im Dunkeln schreiben, also Zehnfinger nur nach Fühlen (und nicht gucken), sprich: blind. Und im Takt: tack, tack, tack, tack, tack…
Bei uns hieß das „Adlerauge-such-System“.
Das ist auch sehr schön! Bei dieser Konzentration auf Adler mag ja mitgespielt haben, dass es eine gleichnamige Schreibmaschinenherstellerin damals schon gab.
Zum Streiten braucht es immer zwei. Hier kommt ein kurzes Sreitgespräch zwischen einem Schweizer und einem Deutschen:
Schweizer: Das isch mini Schribmaschine! 🧐
Deutscher: Nein, das ist meine Schreibmaschine! 😤
Schweizer: Ha, würklech? Lueg am Uufkleber: „Ghörd em Hans Züri“!
Deutscher: Ja, aber ich heiße Hans!
Schweizer: Aber du bisch doch kei Züri! 😆
Obiges hat sich eine Künstliche Intelligenz „ausgedacht“. Wie findest du das?
Oh, das ist schon viel besser! Die Grammatik stimmt, die Lautung … nicht ganz …. Und: Den Familiennamen Züri gibt es meines Wissens nicht, „Züri“ ist einfach das Schweizerdeutsch Wort für die Stadt Zürich, der dazu passende Familienname würde „Zürcher“ lauten. Dann würde der Schweizer sagen: „Du bisch doch kei Zürcher.“ Das wäre dann doppeldeutig, denn es würde heissen: „Du bist kein Zürcher“, stammst also nicht aus Zürich oder, etwas altmodisch, um nicht zu sagen patriarchal/feudalistisch: „Du stammst doch nicht von der Familie Zürcher ab.“
Die KI ist erst am Anfang und muss noch einiges lernen, um feine Nuancen darzustellen. Ich hatte das Gespräch so verstanden, dass mit „Hans Züri“ gemeint ist „Hans aus Zürich“. Vielleicht hat „Hans“ im Schweizerischen sogar eine weitere Bedeutung (?) als nur ein Vorname, z.B. ein Herr aus Zürich
Nein, dann würde man sagen: „De Hans us Züri“. Aber ich bin trotzdem beeindruckt, wie viel die KI kann. YouTube-Video-Untertitel zum , Beispiel können auch erst allmählich Schweizerdeutsch, früher interpretierten sie Schweizerdeutsch als Niederländisch.
Ich denke mal, die KI lernt ähnlich wie ein Kleinkind: am Anfang recht langsam und holprig mit vielen Fehlern. Aber in ein paar Jahren da wird die KI ziemlich „altklug“ – also stell dir mal vor, ein Kind würde so reden und argumentieren wie die KI.
Das Adler-Suchsystem kenne ich auch. Vor einigen Jahren sagte mir ein Polizist, er schreibe nach dem Terroristen-System.
Das heißt? Jede Sekunde ist mit einem Anschlag zu rechnen.
Ja, das kenne ich so ähnlich auch! Ein Gewährsmann von mir benannte sogar eine terroristische Organisation aus den siebziger Jahren sehr genau. Einen brandschwarzen Humor hatte der.