öpper (Pronomen)
Hochdeutsch: Jemand
Erläuterung 1: Das „öp“ ist die schweizerdeutsche Ausformung der Lautfolge „etw“. Öpper kommt also vom Pronomen „etwer“, das es laut Wiktionary zu meinem Erstaunen tatsächlich gibt. Wir sagen auch öppis (für „etwas“) und öppe für „etwa“.
Erläuterung 2: Man braucht „öpper“ zum Beispiel, wenn man es im dunklen Zimmer rascheln hört, etwa so: „Hallo?! Isch öpper do!?“ Man kann aber auch mit anerkennendem Nicken sagen: „Sii isch öpper.“ Das heisst dann: „Sie ist eine hoch angesehene Person.“ Mein Vater sagt manchmal über jemanden: „Är isch frei echli öpper.“ Heisst, sinngemäss: „Er ist eine ganz schön angesehene Person.“
Ja, das kenne ich auch aus dem Alemannischen und dem Schwäbischen. Auf alemannisch heißt es „öbber“, und auf schwäbisch „ebber“.
Ich mag es gerne, wenn schweizerdeutsch geschrieben wird. Ich frage mich, ob man das einfach schreibt, wie man spricht, oder ob es da ein Wörterbuch dazu gibt, wie genau was ausgeschrieben wird auf schweizerdeutsch.
Ja, gute Frage, danke Nell! Darüber müsste ich einen eigenen Blogbeitrag schreiben, aber heute habe ich keine Zeit, also jetzt mal kurz: Es gibt in der Schweiz sehr viele Dialekte, grob teile ich sie ein in Bündner, Ostschweizer, Zürcher, Luzerner, Basler, Berner, Solothurner und Freiburger Dialekte (sorry, wenn ich jetzt jemanden vergessen habe). Sie unterscheiden sich vor allem in der Lautung stark, zum Teil aber auch lexikalisch und sogar in der Syntax.
Für Luzerndeutsch, das ich spreche und über das ich hier auch schreibe, gibt es eine Luzerndeutsche Grammatik aus den fünfziger Jahren. Ich glaube, ich habe sie in den neunziger Jahren zuletzt angeschaut und fand sie schon damals veraltet. Dort standen sicher auch einige Fragen der Rechtschreibung zur Diskussion. Wenn ich hier schreibe, dann versuche ich sicher, die Verwandschaft eines Wortes mit einem deutschen Wort sichtbar zu machen. Das heisst: Für „gesund“ würde ich also „gsund“ und nicht „xund“ schreiben, obwohl letzteres durchaus getan wird, zum Beispiel hier. Im Luzerndeutsch sind die Vokale besonders schwierig. Wir haben zum Beispiel beim Wort „ich“ ein sehr offenes „i“, ähnlich wie im deutschen Wort „Weg“. Deshalb schreibt zum Beispiel Béla Rothenbühler „ech“. Das hat aber zur Folge, dass viele Leute (auch Sprecher anderer Dialekte in der Schweiz) denken, wir würden „ech“ wie in „helfen“ sagen. Deshalb wollte ich eigentlich Hörproben von den Wörtern machen, aber eben, der Aufwand ist mir zu gross.
Und auf bayrisch heißt es „ebbs“.
Oh, spannend, danke Edith. „ebbs“ heisst dann „etwas“? Und „ebba“ jemand?
Interessant – in bestimmten Regionen könnte es tatsächlich „ebba“ geben obwohl ich „ebba“ hier gar nicht hingeschrieben habe. 🌝
Also ebbs steht für beides. Auch für „vielleicht“.🤷🏼♀️
Das heisst: „ebbs“ steht auch für „jemand“? Das ist ja interessant!
Ich hätte hinter „Öpper“ niemals eine angesehene Persönlichkeit vermutet, sondern eher das Gegenteil. Aber man darf sich nicht auf das Lautmalerische verlassen (es klingt so ein wenig nach „Deppen“)
😀 Das ist hübsch! So habe ich das noch nie gesehen. Manchmal hilft vielleicht eine Dosis norddeutsche Distanz, wenn wir bedeutenden Personen gegenüber allzu respektvoll sein wollen!
Was ist denn überhaupt eine „bedeutende Person“? Früher, also ganz ganz früher, waren das der Pastor, der Lehrer und der Bürgermeister. Aber gilt das heute immer noch so?
Kommentar 1:
„Är isch frei echli öpper.“ — da kommt mir doch glatt Madame de Meuron in den Sinn, eine Persönlichkeit aus dem Berner Patriziat, eine überzeugte Aristokratin (was in der demokratisch geprägten Schweiz eher selten ist). Ihr wird nachgesagt, dass sie unbekannte Personen sehr direkt fragte: „Syt dihr öpper oder nämet dihr Lohn?“ — „Sind Sie jemand oder beziehen Sie Lohn?“.
Die ganze Geschichte ist hier: Schalltrichter 15
Kommentar 2:
In den Sinn gekommen ist mir auch die Lesung von Kreuzkollege Felix Epper, die den Titel „Lieber epper als niemert“ trug, also „Lieber jemand als niemand“. Das war zugleich der Titel seines ersten Blogs: epper.twoday.net
Heute schreibt Felix Epper auf: felu.ch
Danke für diese beiden Ergänzungen, lieber Herr T. Epper ist mir natürlich auch in den Sinn gekommen, als ich diesen Beitrag schrieb. Zum ersten Mal ist mir auch aufgefallen, welch feine Mehrdeutigkeit dann im Wort steckt. Epper kann ja nicht nur Epper oder jemand, sondern auch jemand besonderer sein (was er ja auch ist).