Chemotherapie sieht irgendwie ganz entspannt aus: Man sitzt in einem Lehnstuhl und von oben werden einem verschiedene Flüssigkeiten aus Beuteln in die Venen geträufelt. Ich bekomme Epirubicin und Cyclophosphamid und, nein, ich habe beide Medikamente nicht gegoogelt. Ich google nur das Nötigste, das ist eine Art Selbstschutz vor zu viel Krankheit. Eine der Flüssigkeiten ist orange. „Die Farbe von Aperol Spritz“, sagte Herr T., der neben mir auf der Fensterbank sitzt und zuschaut. Aperol Spritz trinken wir jeweils freitags, ein fröhliches Ritual zum Wochenabschluss. Im Moment geht das nicht, im besten Fall genehmigen wir uns ein Cüpli.
Herr T. hilft, wo er kann, meist ohne zu motzen. Er kommt mit mir mit ins Spital, wenn es nötig ist – fast immer. Er hilft mir, die Ärztinnen und Ärzte zu verstehen. Aber ich beginne mich zu fragen, ob ein Mann eine Frau lieben kann, die ihren Aperol Spritz schon am Mittwoch und intravenös verabreicht bekommt.
Ich bin viel zu Hause und arbeite im Homeoffice. Meinem Chef, der mir das verdammte Schneckenhaus aufgesetzt hat, bin ich jetzt dankbar. Es läuft recht gut hier. Bei der Arbeit muss ich meine Kräfte vorsichtig einteilen. Meist fühle ich mich tiptop, aber manchmal kommt die Müdigkeit wie eine Wand. Wenn schwierige Kunden sich melden oder ein mühsamer Vorgesetzter, wird mir kurz übel. Der grösste Teil meiner Energie geht in die Büroarbeit, deshalb schreibe ich hier so wenig. Noch habe ich meine Haare, es fallen mir nur auffallend viele Augenbrauen aus. Am Nachmittag kommen oft Freunde vorbei, und wir haben Spass.
Tatsächlich liest es sich, als sei es eine zunächst entspannte Sache. Ich wünsche dir sehr, dass es so bleiben wird. Googlen würde ich auch gar nix. Das macht einen nur kirre und man achtet noch mehr als sonst auf irgendwelche aufgeführten Nebenwirkungen. Die Frage, ob Herr T. dich auch in dieser Situation liebt, stellt sich in meinen Augen doch gar nicht 🙂 Alles Liebe weiterhin
Danke Dir!
Danke für den freundlich klingenden Zwischenbericht. Einfach weiter so. 🌝🙋🏼♀️
Danke Dir, Edith 🙂
Die Flüssigkeit aus Beuteln würde ich auch nicht googeln. „Cüpli“ dagegen musste ich. Aha, das ist also Schaumwein. Aus der Flasche beziehungsweise Gläsern. Jedenfalls nicht ausm Beutel.
Ja, richtig, Du weisst doch, Schreibmann: Grosse Literatur kommt ohne das Idiom nicht aus :-). „Cüpli“ ist das hierzulande seit ungefähr einem Vierteljahrhundert gebräuchliche Wort für alles, was in einem Sektglas serviert wird.
Auch von mir alles Gute, liebe Frau Frogg. Vor allem viel Ausdauer und viel positive Energie.
Danke herzlich, liebe Acqua, ich denke oft an Dich, jedesmal, wenn ich ein gewisses Internetportal nutze. Ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden damit.
Ich hatte so sehr gehofft, dass du daran vorbei kommst… aber jetzt wünsche ich dir, dass es sich mit der Übelkeit so hält, wie du beschreibst. Ich denke oft an dich… liebe Grüße von zora
Vielen Dank, Zora! Ich hoffe auch das beste, und es tut gut zu lesen, dass Du da bist. Würd Dich gerne wieder mal lesen 🙂
Alles Gute!
Danke 🙂
Liebe Frau Frogg,
irgendwie scheint der Gedanke tröstlich zu sein, ein Aperol Spritz intravenös genehmigen zu lassen.
Wobei ich weder Aperol Spritz noch Sekt trinke, letztere lasse ich mir immer gern mit Orangensaft mischen.
Die leidenschaftliche Biertrinkerin wünscht weiterhin alles Gute und Kraft!
Sekt und Orangensaft? Interessante Mischung – ich glaube, bei uns gibt’s das nicht, aber ich bin da nicht mehr so à jour. Ich danke auf jeden Fall für die guten Wünsche!
Wenn’s auch wie Aperol wirken würde wäre natürlich schön. Aber entfaltet hoffentlich dennoch die erhoffte Wirkung, auch wenn’s sicher nicht ähnlich entspannt sein wird. Alles Gute!
Ja, Wirkung entfaltet es, und wie! Was mittelfristig passieren wird – wir hoffen das Beste!