Soll ich als hochgradig Schwerhörige meinen Kolleginnen und Kollegen im Buchclub immer wieder sagen, dass ich schlecht höre? „Unbedingt, und nicht nur das“, findet meine Kollegin, Frau Wolf, selbst hochgradig schwerhörig. Sie ist ebenfalls in einem Buchclub und nimmt an alle Sitzungen ein Mikrofon mit. Stets achtet sie darauf, dass es im offiziellen Teil der Sitzung konsequent bei jeder Wortmeldung weitergereicht wird und alle Sprechenden es benutzen.
Ich weiss nicht recht“, sage ich. „Ich verstehe rund 40 Prozent von dem, was gesagt wird. Oft reicht das. Und viele Frauen kommen nach einem anstrengenden Arbeitstag in den Buchclub, und nachdem sie ihre Kinder versorgt haben. Die wollen einfach ein bisschen Spass haben und nicht auch noch auf Leute wie mich Rücksicht nehmen müssen! Ja, wenn es eine berufliche Weiterbildung wäre, würde ich auf bestmögliche Teilhabe pochen. Aber im Buchclub?!“ Frau Wolf denkt nach und fragt: „Wie viele Teilnehmde sind es?“ Ich: „So 15 bis 20.“ Sogar Frau Wolf räumt ein, dass es da sehr viel Zeit brauchen würde, für jede Wortmeldung das Mikrofon herumzureichen.
:-/
Ja, das ist so ein typisches Schwerhörigen-Dilemma. Nun ja, irgendeine Lösung gibt es dann doch immer.
Gottseidank! 🙂
Ich finde, Teilhabe soll auch im Privatleben stattfinden. Es wird immer darüber gesprochen und dann wird gefragt, warum die Menschen mit (Hör-)Behinderungen nicht in einer bestimmten Gruppe dabei sind.
Käme vielleicht ein Tischmikrofon besser in Frage?
Danke Dir! Ich hatte gehofft, dass Du Dich zu Wort melden würdest! Teilhabe in der Freizeit, auch für Schwerhörige! Das klingt toll, aber ist halt immer doch wieder mit Arbeit verbunden! Die Idee mit dem Mikrofon ist gut. Ich habe noch so ein chices Phonak-Tischmikrofon, das ich fast nie brauche. Vielleicht versuche ich es mal damit.
Probiere es aus. Einen Versuch ist es bestimmt wert.
Mir ist auch der Gedanke gekommen, dass eine weitere Person aus dem Buchclub schwerhörig wird und was würde passieren? Tritt der teilnehmende Mensch aus dem Buchclub aus? Oder wird das Bewusstsein für Hörbeeinträchtigte dann mehr verstärkt?
Gute Frage, Sori! Sie wissen von mir, dass ich schwerhörig bin. Ich sage das jeweils. Würde eine zweite Person schwerhörig und wäre sie offen für eine Art Zusammenarbeit, dann wäre da vielleicht einiges möglich.