Do chasch nüd säge.
Standarddeutsch: „Da kannst Du nichts sagen.“ Sinngemäss: „Dagegen ist nichts einzuwenden.“
Gestern wollten Herr T. und ich online drei Hotelübernachtungen in einer kleinen Stadt im Westen Deutschlands buchen. Wir klickten uns durch rund ein halbes Dutzend Angebote, irgendwann hatten wir ein zentral gelegenes Haus vor uns, erschwinglich, leidliche Bewertungen, und ich sagte: „Do chasch nüd säge.“
Diesen Satz hatte ich seit Jahren nicht gehört und sowieso nicht gesagt. Woher kam das jetzt wieder!? Da sah ich meinen kleinen Bruder und mich im Schlepptau unserer Eltern in der französischen Kleinstadt Evian, bei einem Tagesausflug über die Landesgrenze, um 1980, vielleicht unser erster. Bei meinen Eltern hatte sich bescheidener Wohlstand eingestellt. Es war Mittag. Wir gingen hungrig in der Stadt umher, Vater und Mutter studierten vor jedem Restaurant die Speisekarte mit den Preisen und etwa jedes zweite Mal sagte mein Vater: „Do chasch nüt säge“, das heisst: Er fand es akzeptabel. Aber ich glaube, die Preise waren überall ähnlich, und wo das Essen gut war, wussten wir halt auch nicht. Wir standen ratlos da, als der Briefträger mit einem Töffli den Hang herauftuckerte und meine Mutter sagte: „Komm, wir fragen ihn. Briefträger wissen immer, wo man gut isst.“ Das tat dann mein Vater, stolz auf sein gutes Französisch. An jenem Tag gab es einen Rindsbraten mit Rotweinsauce. Passabel und erschwinglich.